Für die geplanten 100 zusätzlichen Stellen für Kassenärztinnen und Kassenärzte, davon 50 für den Bereich Allgemeinmedizin, stellt der Bund der Gesundheitskasse (ÖGK) 50 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.
Giorgio Fochesato via www.imago-

Bereits im Frühjahr hatte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) angesichts des Mangels an Kassenärztinnen und -ärzten die Schaffung von 100 zusätzlichen Stellen bis Ende dieses Jahres angekündigt. Im Sommer wurde dieses Ziel von Türkis-Grün bekräftigt. Die Umsetzung des Vorhabens wurde nun auf das erste Quartal 2024 verschoben, gab die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) bekannt. Die Vergabe erfolge ab Jänner über ein Ausschreibungsverfahren. Das Ziel sei, einen relevanten Großteil dieser Stellen bis Ende März zu besetzen.

Die Interessentensuche läuft über www.meine-eigene-praxis.at, die Website wurde am Dienstag vorgestellt. Ärztinnen und Ärzte können sich mit Namen, Fachgebiet und dem gewünschten Ort der Niederlassung unverbindlich melden. Für besonders gesuchte Kassenarztstellen in den Bereichen Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde und Gynäkologie können Ärztinnen und Ärzte auch einen Starterbonus in Höhe von bis zu 100.000 Euro erhalten. Für die österreichweit geplanten 100 neuen Stellen, davon etwa 50 für Allgemeinmedizin, stellt der Bund der ÖGK 50 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung.

Dass die Suche nach Kassenärztinnen und -ärzten zuletzt nicht einfach war, räumte ÖGK-Hauptversammlungsvorsitzender Moritz Mitterer ein. Demnach gibt es aktuell 300 offene Stellen, die schon bisher nicht besetzt werden konnten. Auch hier wird auf Effekte durch die neue Online-Suche gehofft.

300 Primärversorgungszentren bis 2030 gefordert

Weiter ausgebaut werden sollen die Primärversorgungseinheiten (PVE), die aus mehreren Ärzten, Therapeuten und auch Pflegepersonal bestehen können. Ein Plus sind auch längere Öffnungszeiten im Vergleich zu Einzelpraxen. Aktuell gibt es 50 solcher Einheiten. Zehn weitere kommen Anfang 2024 noch dazu, sagte ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer. Obmann Andreas Huss tritt gar für einen Ausbau auf mehr als 300 PVE bis 2030 ein.

Mit der kürzlich beschlossenen Gesundheitsreform zeigte sich Huss inhaltlich zufrieden. Es gebe "eine bessere Balance zwischen den Interessen der Ärztekammer und der Versicherten". So könnten nun leichter Ambulatorien umgesetzt werden, da die Ärztekammer keine Einspruchsmöglichkeit mehr habe. Auch der Ausbau der PVE könne vorangetrieben werden. Laut Huss gebe es aber zu wenig Geld für den niedergelassenen Bereich: Es bräuchte Mittel für bis zu 500 zusätzliche Kassenarztstellen.

30 Millionen für Paxlovid, 15 Millionen für Covid-Tests

Mit Mehrkosten rechnet Huss für 2024 auch, weil das Thema Covid vom Bund an die ÖGK übertragen wird. Ab 1. Februar wird Paxlovid laut Huss zum "normalen Kassenmedikament" und wird über die ÖGK abgerechnet. Rund um Paxlovid, das schwere Verläufe bei Risikopersonen verhindern kann, herrschte zuletzt ein derartiges G'riss, dass es in der Corona-Welle zu massiven Engpässen kam. Das Gesundheitsministerium musste 18.000 Packungen nachbestellen.

Der Bund zahlte für Paxlovid pro Packung – und je nach Tranche – zwischen 700 und 900 Euro, sagte Huss. Mit ähnlichen Kosten rechnet er 2024 auch für die ÖGK: Reserviert werden 30 Millionen Euro. Den konkreten Preis pro Packung, der auch von Rabatten durch Großbestellungen abhängt, dürfe er nicht bekanntgeben, sagte Huss.

Mit der Ärztekammer wird zudem das Prozedere für die Abgabe von Covid-Tests verhandelt. Huss rechnet für 2024 mit Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro für die Covid-Tests.

Verhandelt wurde zwischen der Wiener Kammer und der ÖGK auch um die Tarife für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Am Dienstag vermeldete die Kammer einen "Durchbruch": Es gebe eine Tariferhöhung um zehn Prozent. Der ÖGK-Verwaltungsrat muss dem Ergebnis aber noch zustimmen. (David Krutzler, 19.12.2023)