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Die ÖBB teilt mit, dass sie für den Weihnachtsverkehr "alle verfügbaren Züge und Wagen im Einsatz" hat und zusätzliche Züge auf der West- und Südstrecke einsetzt.
APA/EVA MANHART

Ausgerechnet jetzt vor den Weihnachtsfeiertagen, wenn mit einem starken Reiseverkehr zu rechnen ist, schlittert die ÖBB ins Chaos. Mehrere Railjet-Garnituren sind kaputt, Züge verspäten sich oder fallen ganz aus. Auf bisher gut gewarteten Langstrecken mit hoher Qualität muss altes Wagenmaterial, zum Teil von Regionalbahnen, eingesetzt werden. Betroffen ist vor allem die Südbahn.

Frage: Wann ist wieder mit einer Normalisierung des Zugverkehrs zu rechnen?

Antwort: Nach Auskunft der ÖBB Anfang bis Mitte Jänner. Am Mittwoch wurde bereits ein Railjet fertig repariert. Bis zum Wochenende sollen die nächsten folgen, versichert Klaus Garstenauer, Vorstand der ÖBB-Personenverkehr AG gegenüber der Austria Presse Agentur. "Bis Weihnachten fahren unsere Railjets auch auf der Südstrecke wieder wie gewohnt", verspricht er.

Frage: Inwieweit wurden Vorkehrungen getroffen, dass der Weihnachtsverkehr – zumindest relativ – gut funktioniert?

Antwort: Um den starken Weihnachtsreiseverkehr zu bewältigen, hat die ÖBB, so heißt es dort, "alle verfügbaren Züge und Wagen im Einsatz" und könne "auf der stark nachgefragten West- und Südstrecke ein Zusatzangebot über die Feiertage anbieten". Der Weihnachtsverkehr sei sichergestellt, es stünden wieder ausreichend Kapazitäten zur Verfügung. "Wir werden auch zusätzliche Verstärkerzüge auf der West- und Südstrecke fahren, diese sind auch bei der Fahrplanauskunft Scotty ersichtlich und schon buchbar", heißt es.

Frage: Worin lagen die Ursachen für das Chaos bei der ÖBB?

Antwort: Die aktuellen Fahrzeugengpässe auf der Südstrecke sind nach Infos der ÖBB unter anderem Nachwirkungen der Unwetterschäden von Anfang Dezember. Zu Monatsbeginn habe der Wintereinbruch dazu geführt, dass herabfallende elektrische Oberleitungen vier Railjets beschädigten, diese fielen aus. Es mussten Ersatzgarnituren aus älteren Reisezuggarnituren "einspringen". Zudem habe es Lieferprobleme gegeben. Es fehlten der Bahn acht Railjets der neuen Generation, die im zweiten Halbjahr 2023 bereits hätten geliefert werden sollen. "Sie werden ab April in Einsatz gehen, und bis zur Jahresmitte werden wir hochfahren damit, das wird uns dann die Situation ein Stück weit erleichtern", kündigt ÖBB-Vorstand Garstenauer an.

Die ÖBB-Gewerkschaft hingegen spricht von Managementfehlern. Man habe schon im Sommer vor dieser Situation gewarnt. "Unserer Meinung nach ist das ein totaler Managementfehler. Wir sagten schon im Juli, wir werden ein Problem bekommen, nicht nur personaltechnisch. Wir haben das Problem auch im Fuhrpark. Und jetzt stehen wir vor diesem Desaster", sagte Gerhard Tauchner von der Eisenbahnergewerkschaft Vida kürzlich im Ö1-"Morgenjournal". Die ÖBB sei auf die Taktverdichtungen mit dem letzten Fahrplanwechsel am 10. Dezember nicht vorbereitet gewesen. Die ÖBB-Führung dementiert.

Frage: Es gibt immer wieder Beschwerden, dass Fahrgäste aus den Zügen geworfen werden. Wann müssen Kundinnen und Kunden, die keine Sitzplatzreservierung haben, den Zug verlassen?

Antwort: "Wenn ein Zug überfüllt ist und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, müssen Fahrgäste den Zug verlassen", lautet die Auskunft der ÖBB.

Frage: Bis wann vor der Abfahrt kann man noch Sitzplätze reservieren?

Antwort: Die ÖBB empfiehlt, "so früh wie möglich Sitzplätze zu reservieren, bei Verfügbarkeit bis kurz vor Abfahrt".

Frage: Erhalten Fahrgäste eine Entschädigung, wenn Züge sich stark verspäten oder ausfallen?

Antwort: Nach Informationen der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte steht jedem Passagier, dessen Zug um mehr als 60 Minuten verspätet am Zielort ankommt, eine Rückerstattung von einem Viertel des Ticketpreises zu. Ab einer Verspätung von 120 Minuten ist es die Hälfte des Ticketpreises. Seit Juni 2023 kommt es aber auch auf den Grund an, zum Beispiel gelten Ausnahmen bei extremen Witterungsbedingungen, großen Naturkatastrophen, wenn Personen auf dem Gleiskörper sind oder Notfälle im Zug passieren.

Wenn ein Bahnunternehmen auf eine Beanstandung binnen vier Wochen nicht oder nicht zufriedenstellend reagiert, können sich Betroffene an die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte wenden, die gratis als Schlichtungsstelle dient. "Sollte es zu Verspätungen kommen, dann ist es ratsam, ein Gedächtnisprotokoll zu schreiben und die Fahrkarten aufzuheben", empfahl ein Experte der Agentur im "Morgenjournal".

Frage: Kann die Busalternative Flixbus vom Bahnchaos profitieren?

Antwort: Flixbus meint dazu auf Anfrage: "Wie jedes Jahr zu den Feiertagen bieten wir mit Flixbus in Österreich ein erweitertes Angebot durch zusätzliche Busse an. Es gibt aktuell auf allen Verbindungen noch genügend Tickets für Reisende, die vom Zug auf den Bus umsteigen möchten." (Walter Müller, Gudrun Springer, 22.12.2023)