Rudolf Anschober in der
Rudolf Anschober war in den ersten Monaten der Pandemie Gesundheitsminister, bevor er aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.
Screenshot "ZIB 2", ORF

Zu Gast in der "ZIB 2" bei Margit Laufer äußerte sich Freitagabend auch der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zur aktuellen Analyse der Akademie der Wissenschaften zur Coronapolitik in Österreich und rechtfertigte die Maßnahmen der Regierung in der ersten Pandemiephase.

"Wir waren zu Beginn weltweit unter Schock. Wir haben gewusst, da kommt ein Virus und das Virus kennen wir zum Teil nicht." Deshalb sei es die richtige Reaktion gewesen, "möglichst viele Menschenleben retten zu wollen", so Anschober. Das größte Problem am Beginn der Pandemie sei gewesen, dass man ganz schlecht auf eine solche Situation vorbereitet gewesen sei, obwohl alle Experten vor einer demnächst bevorstehenden großen Pandemie gewarnt hätten.

Angesprochen auf seine Rhetorik in den ersten Monaten der Pandemie – gemeint sind insbesondere häufig wiederholte Sätze des Ex-Ministers wie "Die nächsten Wochen werden entscheidend sein" – erklärt Anschober, seine Sorge sei damals gewesen, dass die Bevölkerung mit der Zeit "nicht mehr mitmache". Man könne schließlich die besten Maßnahmen vorlegen, diese müssten aber auch von einer breiten Bevölkerung getragen werden. "Das habe ich versucht auch rhetorisch ein bisschen zuzuspitzen".

Ex-Minister kritisiert FPÖ

Die Zusammenarbeit der Regierung beurteilt Anschober rückblickend als gut – zumindest zu Beginn der Pandemie: "Im Nachhinein muss ich sagen, dass in der Startphase das Zusammenarbeiten mit dem Bundeskanzler gut war" Im Wesentlichen hätte man dieselben Einschätzungen und Positionierungen geteilt. Problematisch sei es geworden, als laut Anschober die "Verpolitisierung" begonnen habe: Die FPÖ sei irgendwann vom gemeinsamen Vorgehen abgegangen – "weil man sich offenbar erwartet hat, dass man bei den Unzufriedenen, bei den Maßnahmengegnern, fischen kann und Stimmen machen kann mit dieser Stimmung", so Anschober. Das habe der Regierung geschadet.

Anschober plädiert im Gespräch mit Margit Laufer weiters dafür, die Impfung nicht zu diskreditieren. Man habe den Fehler gemacht, den Diskurs darüber zu lange den Maßnahmengegnern zu überlassen. Die jetzige Aufarbeitung der Coronapolitik sei daher gut. Der Ex-Minister wünsche sich aber eine dahingehende Fortsetzung, insbesondere einen Dialog mit den Gemeinden.

Rücktritt als richtige Entscheidung

Anders machen würde Anschober heute nichts. "Ich würde wieder genauso handeln" – das bezieht der Ex-Minister zumindest auf die erste Phase der Pandemie. In Phase zwei würde er allerdings heute die Opposition stärker einbeziehen. "Das ist schon auch eine Bringschuld seitens der Regierung, aber wir waren damals extrem unter Druck". Eine Partei habe sich der Einigkeit irgendwann verweigert. SPÖ und NEOS hätten sich aber "immer kompetent und konstruktiv eingebracht".

Den Job als Gesundheitsminister hätte Anschober "sehr sehr gerne" weitergemacht. Anschober war 2021 aus gesundheitlichen Grünen vorzeitig als Gesundheitsminister zurückgetreten. Rückblickend betrachtet, sei das die richtige Entscheidung gewesen, so der Ex-Minister. "Ohne Pandemie wäre er in dieser Situation vielleicht drei, vier Wochen auf Urlaub gegangen und danach wieder fit gewesen". In Zeiten der Pandemie sei das aber nicht machbar gewesen. "Deshalb war es richtig herzugehen und ehrlich zu sagen: Ich habe nicht die Kraft die ich brauchen würde, um diesen Job, der so herausfordernd ist in dieser Phase, mit vollem Elan und voller Stärke zu machen." Leid getan hätte es ihm trotzdem: "Ich hätte sehr, sehr gerne weitergemacht." (kir, 22.12.2023)