Seit Anfang September des Vorjahres fahren im Mittel- und Südburgenland Anrufsammeltaxis im Auftrag des Landes – außer in einer Gemeinde: in Ollersdorf im Bezirk Güssing.

Eine Autobus der an Weinreben vorbeifährt.
Das Land Burgenland stellt inzwischen große Teile des öffentlichen Verkehrs selbst auf. Zuletzt kamen 13 neue Buslinien dazu und mit dem BAST ein Anrufsammeltaxi-System. Insgesamt haben 2023 rund 420.000 Menschen das landeseigene Öffi-Angebot angenommen. Ollersdorf wehrt sich noch dagegen.
Verkehrsbetriebe Burgenland

Die Gemeinde Ollersdorf hat rund 900 Einwohner. Ortschef ist der als durchaus selbstbewusst, wenn nicht gar als streitbar bekannte Bernd Strobl von der ÖVP. Seinen aktuellen Kampf führt er gegen die Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) und damit indirekt wohl gegen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Die Übernahme von Dienstleistungen der Privatwirtschaft und die folgende Auslagerung in die landeseigene Holding – wie es auch bei den VBB passiert ist – ist allen Oppositionsparteien, ganz besonders aber der ÖVP ein Dorn im Auge. Und da spielt es gar keine Rolle, ob das BAST, das Burgenländische Anrufsammeltaxi, ein Gewinn für die Region ist. Da geht es um mehr. Im Fall von Ollersdorf um rund 1.000 Euro.

Einladung zum Selberzahlen

So viel müsste die Gemeinde aufbringen, um die Hinweistafeln für das BAST aufzustellen und Infomaterial auszuschicken. Das zu übernehmen weigert sich Strobl, denn vorab habe es geheißen, dass die Verkehrsbetriebe Burgenland alle Kosten für die Errichtung des BAST übernehmen. Und so kam es, dass das BAST nun in allen Gemeinden im Mittel- und Südburgenland unterwegs ist – außer in Ollersdorf. "Wenn ich Sie jetzt zum Essen einlade und sage, dass ich alles bezahle, aber nach ein paar Hundert Metern Fahrt weise ich darauf hin, dass Sie das Getränk selbst bezahlen müssen, dann werden Sie wohl sagen, dass davon vorher nicht die Rede war", begründete Strobl vergangenen Herbst im ORF sein Verhalten.

Bis auf eine Gemeinde hätten alle anderen verstanden, dass die Infrastrukturkosten von den Gemeinden zu bezahlen seien, zeigte sich Vizebürgermeisterin Tanja Illedits von der SPÖ verwundert. Um die Sache zu kalmieren, machte sie den Vorschlag, die anfallenden Kosten privat zu übernehmen. Das wollte sie bei der letzten Gemeinderatssitzung des vergangenen Jahres als Antrag einbringen. Nachdem die ÖVP anmerkte, dass die Gemeinde dann zwar die Tafeln montieren würde, aber nicht Partner der Verkehrsbetriebe Burgenland werde, zog Illedits den Antrag zurück. So eine Partnerschaft sei aber gar nicht notwendig, bemerkten die VBB – sobald die Tafeln montiert sind, werden die Stationen angefahren. Also wagte Illedits einen weiteren Anlauf, die Kosten zu übernehmen, um die Tafeln montieren zu lassen. Doch nun heißt es, dass die Gemeindearbeiter, die das machen können, erst im März aus der Winterpause kommen würden.

Land sieht BAST als Erfolg

Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) sieht die Sache so: "Anrufsammeltaxis sind gerade im ländlichen Raum maßgeschneidert dafür, für ein engmaschiges Öffi-Netz für die Bevölkerung zu sorgen. Ich würde in dem Zusammenhang speziell den Vertretern der ÖVP Burgenland einen Blick über den Tellerrand beziehungsweise über die Landesgrenzen empfehlen – dann würden sie feststellen, dass das burgenländische Erfolgsmodell auch in ÖVP-regierten Bundesländern seine Nachahmer findet", erklärte Dorner. Seit September hätten bereits mehr als 14.000 Menschen das Angebot der Anrufsammeltaxis angenommen. Im Mostviertel in Niederösterreich hätte das System bereits Nachahmer gefunden. "Das zeigt, dass die Umstellung des Systems auf bedarfsgesteuerte Kleinbusse, die vor allem auch als Zubringer zu den Hauptachsen fungieren, absolut richtig war", erklärt Dorner. (Guido Gluschitsch, 3.1.2024)