"Hey, jetzt komm'n die Hero-Turtles, superstarke Hero-Turtles. Jeder kennt die Hero-Turtles. Immer auf der Lauer!": So schallte es Ende der 1980er und bis in die 90er hinein aus dem Fernseher, wenn die "Teenage Mutant Hero Turtles" liefen. Sie war die kindgerechte Umsetzung des eigentlich an erwachsenes Publikum gerichteten "Ninja Turtles"-Comic. Dieser erzählte die teils düstere Geschichte rund um Raffael, Donatello, Michelangelo und Leonardo, vier Schildkröten, die durch den Kontakt mit radioaktivem Schleim zu menschengroßen, intelligenten und auf zwei Beinen gehenden Reptilwesen wurden. Unter den Fittichen von Meister Splinter, einer Ratte mit der gleichen Schleimerfahrung, rücken sie gegen Superbösewichte aus.

Die stark Pizza-affine Bande genießt bis heute Kultstatus und wiederkehrende Popkulturpräsenz abseits der Comics. Eine solche Huldigung anlässlich ihres 40. Geburtstags stellt auch das Design einer limitierten Edition des Gaming-Headsets Plyr Wireless des US-Herstellers Skullcandy dar. Für eine Verkaufsempfehlung von 150 Euro soll dieses ein gutes Sounderlebnis und Featurevielfalt abseits etablierterer Anbieter wie Razer oder Logitech bieten. DER STANDARD hat das Gerät einem Test unterzogen.

Ein Testfoto des Skullcandy Plyr Wireless TMNT Edition
DER STANDARD/Pichler

Nostalgische Gefühle

Einleitend sei gesagt, dass die "TMNT"-Edition des Headsets zwar oder vielleicht sogar trotz seiner Anmutung frisch aus dem Kaugummiautomaten gefallen zu sein scheint, nostalgische Gefühle weckt. Auf technischer Ebene bietet es aber idente Funktionalität zum regulären Plyr Wireless, dessen Nennpreis um 10 Euro darunter liegt. Die Preisgestaltung des Herstellers erweist sich als etwas rätselhaft. Denn die "Streetfighter"-Edition des gleichen Geräts war zum Zeitpunkt des Tests auf dessen Website um 80 Euro im Sonderangebot. 80 bis 120 Euro scheint aber ohnehin der Preisbereich, in dem es bei Drittanbietern gehandelt wird, wenn man nicht auf den "Turtles"-Look besteht.

Es geht aber ohnehin um mehr als bloße Ästhetik. Etwa um die Verarbeitung. Da werfen sich schnell Fragen auf. Etwa, warum bei einem Gerät im dreistelligen Preisbereich so sehr am Metall gespart wird. Die Halterungen, an denen die Hörer sitzen, bestehen aus selbigem. Alle anderen strukturell relevanten Elemente hingegen sind aus Kunststoff. Das betrifft auch den Kopfbügel. Der verwendete Kunststoff macht zwar an und für sich einen wertigen Eindruck, ist aber nicht besonders dick. Daher präsentiert sich die Gesamtkonstruktion recht "wobbelig".

Ein Testfoto des Skullcandy Plyr Wireless TMNT Edition
DER STANDARD/Pichler

Konstruktorisches No-Go

Für ein Headset dieser Preisklasse ist der Verzicht auf einen Metallbügel eigentlich ein No-Go. Der größte Garant für Stabilität ist das flexible Gewebe-Kopfband, das man an den Enden des Bügels je nach Größenbedarf an zwei Positionen einhängen kann. Jedoch deckt schon die "engere" Option größere Kopfumfänge gut ab. Dem Plyr Wireless liegen neben einer schwarzen Variante gleich vier Bänder in unterschiedlichen Farben, passend zu den vier Turtles-Helden mit entsprechenden Motiven, bei.

Angebunden wird das Gerät an den PC über einen beiliegenden USB-Transceiver im Stick-Format, der sich auch mit der Playstation 5 nutzen lässt. Die Installation ging schnell und problemlos. Das Headset wurde automatisch von Windows 11 erkannt und verband sich automatisch. Mobil kann kann man das Headset ebenfalls verwenden, es bietet dafür eine Anbindung über Bluetooth 5.2.

Die Bedienelemente befinden sich am linken Hörer. Mittels einer Schiebetaste kann das Mikrofon im Dongle-Betrieb eingeschaltet oder in den Bluetooth-Modus versetzt werden. Die Ausgabelautstärke lässt sich mit einem Rad einstellen. Drückt man auf selbiges, kann man zwischen Equalizer-Voreinstellungen wechseln. Die Oberseite des Hörers dient zur Steuerung (Start / Stopp / nächster Song) der Wiedergabe und von Anrufen, mit einem Druck auf die Unterseite lässt sich hingegen die Stummschaltung ein- und ausschalten. Das Mikrofon selbst ist abnehmbar (2,5-mm-Klinke) und sitzt auf einem gummierten Schwanenhals. Im Hörer selbst ist ein weiteres Mikrofon integriert, das vorwiegend für die mobile Verwendung gedacht ist.

Ein Testfoto des Skullcandy Plyr Wireless TMNT Edition
DER STANDARD/Pichler

Komfort und Klang

Die Hörer selbst bieten dicke, stoffummantelte Memory-Schaum-Polster in ovaler Ausführung und setzen 50-mm-Treiber ein. Trotz der strukturellen Fragwürdigkeiten des Headsets sitzt es gut und bequem. Die Abschirmung von Außenlärm funktioniert überdurchschnittlich gut, Großraumbürolärm wird gut genug gedämpft, um selbst ohne laufender Beschallung konzentriert arbeiten zu können. Sobald Musik läuft, bekommt man Außengeräusche in üblicher Lautstärke praktisch nicht mehr mit. Damit einher geht aber auch eine recht flotte Erwärmung, bei üblichen Zimmertemperaturen ist damit zumindest eine stündliche Headset-Pause angesagt.

In Sachen Klang kann man dem Plyr Wireless ein gutes Zeugnis ausstellen. In der Standard-Einstellung ist das akustische Abbild recht basslastig, das lässt sich allerdings über mehrere nach Spielgenres benannte Equalizer-Konfigurationen anpassen. Auch eigene Anpassungen des Equalizers sind möglich. Schwächen sind am ehesten bei den Höhen zu erkennen, die stellenweise etwas klarer ausfallen könnten.

Ein Testfoto des Skullcandy Plyr Wireless TMNT Edition
DER STANDARD/Pichler

Als Zusatzfeature bietet man "Enhanced Sound Perception" an. Dieses schickt den Nutzer durch einen beidseitigen Hörtest, um zu erkennen, welche Frequenzen wie gut wahrgenommen werden. Schaltet man ESP ein, so wird die Lautstärke jener Frequenzen verstärkt, bei denen ein Wahrnehmungsdefizit ermittelt wurde. Das funktioniert auch ganz gut, geht aber etwas Zulasten der Wiedergabequalität. Den Fairnessfaktor dieses Features, etwa in Multiplayershootern, in denen man dann Schritte oder herannahende Fahrzeuge besser hört, möge jeder für sich beurteilen.

Das angesteckte Mikrofon führt den Beinamen "Clear Mic" und klingt passabel. Podcasts und Gesang sollte man damit eher nicht aufnehmen, aber über ein leichtes Grundrauschen und mild verwaschenen Klang gehen die Kritikpunkte nicht hinaus. Für den vorgesehenen Primärzweck – Sprachkommunikation beim Spielen – reicht das Gebotene gut aus. Allerdings zeichnet es Hintergrundgeräusche etwas zu großzügig auf, was man merkt, wenn man die eigene Stimme auch wiedergeben lässt. Moderne Chatsoftware, wie etwa Discord, bringt hier aber ohnehin Filterfunktionen mit, dank derer das nicht auffällt.

Das Zweitmikrofon für den mobilen Betrieb kann da nicht mithalten. Hier ist die Aufnahme schon merklich undeutlicher, wenn auch für Gespräche ausreichend, sofern es keinen lauten Hintergrundlärm gibt.

Screenshot der Skull HQ-Software
Die Treibersoftware "Skull HQ".
Screenshot

Aufgeräumte Software

Lobend erwähnen darf man die "Skull HQ"-Treibersoftware. Sie bietet in schön großen Bedienelementen alle wesentlichen Funktionen bereits im Hauptfenster an. Alle anderen Dinge sind nicht mehr als ein bis zwei Klicks entfernt. Auch wenn Skullcandy den Vorteil hat, als rein auf Audioprodukte fokussierter Hersteller keine anderen Gerätegruppen einpflegen zu müssen, dürfen sich andere Hersteller hier durchaus eine oder mehrere Scheiben Aufgeräumtheit abschneiden.

Droht der Akku zur Neige zu gehen, lässt sich das Plyr Wireless auch über den USB-C-Anschluss oder 3,5-mm-Klinke per Kabel nutzen. Wirklich notwendig dürfte das aber nur selten werden. Ob die mit 24 Stunden angegebene Akkulaufzeit tatsächlich zutrifft, wurde zwar nicht vollständig ausgetestet. Da Skull HQ die Ladung nach vierstündigen Gaming-Sessions aber immer noch mit um die 80 Prozent ausweist, erscheinen 15 bis 20 Stunden jedenfalls realistisch. Angaben zur Akkugröße und Ladeleistung sind nicht zu finden, laut Hersteller kann das Gerät aber dank "Rapid Charging" binnen 10 Minuten genug Strom für zwei Stunden Verwendung tanken.

Bei der Ersatzteilversorgung gibt es gewissen Aufholbedarf. Der Wireless-Transceiver kann nachgekauft werden, falls er kaputt wird oder verlorengeht. Die an sich austauschbaren Ohrpolster waren zum Testzeitpunkt nicht im EU-Shop von Skullcandy zu finden. Allerdings bieten Dritthersteller kompatibles Zubehör an.

Ein Testfoto des Skullcandy Plyr Wireless TMNT Edition
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Fazit

"We choose what holds us back and what moves us forward", lautet eine Weisheit von Meister Splinter. Zu einem realistischen Handelspreis von um die 100 Euro könnte das Skullcandy Plyr Wireless ein gutes Headset sein, egal ob im knallgrünen Turtles-Design oder nicht. Die Klangqualität überzeugt für diese Preisklasse, der Tragekomfort passt und die zugehörige Software ist übersichtlich gestaltet und erspart sich Features wie Stimmveränderung oder künstlichen Raumklang, die für die meisten Nutzer ohnehin kaum mehr als ein Gimmick sind. Weiters ist das Headset per Kabel, USB-Dongle, 3,5-mm-Klinke und Bluetooth vielseitig und mit jeder Plattform verwendbar. "Cowabunga", um im Turtles-Sprech zu bleiben.

Wäre da nicht ein aus Sicht des Autors schwerer Mangel bei der Konstruktion. Dass man beim Kopfbügel als "tragendem" strukturellem Teil vollständig auf dünnen Kunststoff setzt, lässt Bedenken ob der langfristigen Haltbarkeit aufkommen. Um dieses Geld ist der Verzicht auf einen Metallbügel, ein Drahtgerüst oder wenigstens deutlich dickeres Material schlicht nicht hinzunehmen, zumal auch günstigere Headsets selbiges bieten. (gpi, 3.2.2024)