Eigentlich ist es Amazons Prime Video, das derzeit gerade im Fokus der Kritik steht. Angesichts zusätzlicher Werbung stellen sich manche offen die Frage, ob es sich noch auszahlt, den Service abonniert zu haben. Doch auch bei anderen Diensten und deren aktuellem Vorgehen gegen das Teilen von Konten sowie Preiserhöhungen war in Foren und sozialen Medien zunehmend wieder das Wort "Piraterie" zu hören.

Eine Warnung

Eine Renaissance der Film- und Serienpiraterie sehen derzeit aber nicht nur unabhängige Beobachter, auch bei großen Anbietern warnt man nun davor – und zwar als Risiko für das eigene Geschäft. In jener 10-K-Veröffentlichung an die US-Börsenaufsicht SEC, mit der Unternehmen auf solche Risiken hinweisen müssen, streicht Netflix das Thema Online-Piraterie mittlerweile mehrfach hervor.

Im Hauptquartier von Netflix in Los Angeles macht macht man sich Sorgen über Piraterie.
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Darin ist etwa die Rede davon, dass es nur sehr schwer sei, gegen Piraterie mit einem kommerziellen Geschäftsmodell anzutreten. Bei dieser sei jeder Inhalt kostenlos, das könne natürlich kein Unternehmen bieten, egal in welchem Modell. Und weiter: "In Anbetracht des überzeugenden Versprechens für die Kunden werden Pirateriedienste weltweit rasch wachsen", heißt es da. Das könnte natürlich negative Auswirkungen auf die Netflix-Einnahmen haben.

Die Industrie hat wieder einen Schuldigen gefunden

Piraterie ist natürlich nur eines der in diesem Dokument gelisteten Risiken. Trotzdem ist die prominente Erwähnung auffällig. Vor allem, weil sie bei anderen Herstellern zum Teil wortgleich zu finden ist, wie Torrentfreak aufgespürt hat. So verwenden etwa FuboTV oder IMAO exakt denselben Wortlaut. Das legt nahe, dass sich hier Industrievereinigungen im Hintergrund auf das gleiche Wording verständigt haben.

Was dabei allerdings ebenfalls auffällt: Dass Netflix es so darstellt, als sei das eine unabwendbare Entwicklung. Im Widerspruch dazu hat Piraterie jahrelang abgenommen, und zwar parallel zur Verbreitung von einfach zu beziehenden Streaming-Diensten.

Der aktuelle Wiederaufstieg dieses Phänomens passiert hingegen gleichzeitig zu einer zunehmenden Zersplitterung des Angebots auf viele Anbieter und damit einhergehend explodierenden Preisen für Film- und Serienfans. (apo, 5.2.2024)