Samsung Galaxy S24
Das Samsung Galaxy S24 bietet viele Linsen. Und außerdem die Möglichkeit, die Fotos anschließend via KI zu editieren.
Proschofsky / STANDARD

Vor knapp einem Jahr wurden mit Samsung-Smartphones Fotos vom Mond gemacht, die auf den ersten Blick beeindruckend wirkten, jedoch einen kleinen Schönheitsfehler aufwiesen: Sie zeigten Details, die gar nicht da waren. Schnell wurden Vorwürfe einer durch KI geschaffenen Fälschung laut, DER STANDARD widmete sich dem Thema damals in einer ausführlichen Analyse. Dieses Ereignis und vor allem die neuen KI-Features im aktuellen Galaxy S24 werfen jedoch erneut eine philosophische Frage auf: Was ist eigentlich eine echtes Foto?

Die Antwort darauf will Patrick Chomet, leitender Vizepräsident bei Samsung, nun in einem Interview mit dem Fachmedium "Techradar" gefunden haben. "Es gibt keine echten Fotos", sagt er: "Sobald sie Sensoren nutzen, um etwas einzufangen, reproduzieren sie etwas." Man könne zwar ein echtes Foto dadurch definieren, dass man es selber geschossen habe. "Aber ist es noch real, wenn man KI genutzt hat, um den Zoom, den Autofocus und die Filter zu optimieren? Oder sind das alles Filter?", fragt der Manager weiter: "Es gibt kein echtes Foto. Punkt."

"Moment einfangen" oder "neue Realität erschaffen"

Samsungs Herangehensweise ist es, den Nutzerinnen und Nutzern zwei Optionen zu bieten: "Den Moment einfangen" oder "eine neue Realität schaffen". Die erstere Option kommt der klassischen Fotografie nahe, wobei auch hier KI genutzt wird, um etwa Autofocus und Belichtung zu optimieren. Bei der "Erschaffung einer neuen Realität" kommt hingegen ein KI-Feature namens "Generative Edit" zum Einsatz, über das Objekte am Bildschirm ausgewählt, verschoben oder in der Größe verändert werden können.

Das erinnert an den in Googles Pixel 8 integrierten "Magic Editor", basiert auch auf selbigem und ist in der Performance ein wenig schwächer als der KI-Editor des Google-Flaggschiffs, wie DER STANDARD im Test des Galaxy S24 berichtete. Per KI editierte Bilder werden von Samsung mit einem sichtbaren Wasserzeichen versehen, das jedoch leicht entfernt werden kann: entweder durch Zuschneiden des Bildes oder ironischerweise durch Einsatz eines KI-Features, wie ein User des Kurznachrichtendienstes X demonstriert.

Chomet betont in dem Beitrag jedoch auch, dass man sich dem Kampf gegen die Verbreitung von Desinformation anschließe und somit in Einklang mit den entsprechenden Gesetzen arbeite. Neben Samsung versuchen auch andere Hersteller, ihre Fotos entweder durch für Menschen sichtbare oder unsichtbare und stattdessen maschinenlesbare Wasserzeichen zu kennzeichnen.

In einem Beitrag der NGO Electronic Frontier Foundation (EFF) wurde jedoch angemerkt, dass diese Wasserzeichen nach aktuellem Stand nutzlos sind. Denn eine Kennzeichnung "echter" Fotos müsste durch alle Kameras aller Hersteller gewährleistet werden, damit integre Fotografen nicht irrtümlich als Fake-Verbreiter gebrandmarkt werden, nur weil sie eine alte Kamera verwenden. Eine Kennzeichnung von KI-Inhalten lässt sich wiederum leicht entfernen, wie das Samsung-Beispiel zeigt. (stm, 5.2.2024)