Im Herbst 2015 wurden zehntausende Migranten und Migrantinnen am Grenzbahnhof Malmö im Süden Schwedens von Freiwilligen in Signalwesten willkommen geheißen, mit Suppe und Wasser versorgt. Die Menschen erzählten, dass sie Schutz suchen würden – vor Krieg, Zerstörung, persönlicher Verfolgung, wegen ihrer Ethnie oder ihrer sexuellen Ausrichtung.

Unter ihnen befanden sich laut Recherchen von Sveriges Radio auch Salma und ihr Ehemann Foad. Als sie in Schweden um Asyl ansuchten, konnte ihr Mann keinen Ausweis vorlegen, einzig sein Wort galt. Laut seiner Geschichte fürchtete er damals um sein Leben. Wegen eines Streits mit der Familie seiner Ehefrau würden diese Verwandten ihn umbringen wollen – und die afghanische Polizei würde ihnen nicht helfen, sondern sie im Gegenteil auch verfolgen. Sogar der Präsident habe die Mordpläne in Bezug auf Foad unterstützt.

Zwei schwedische Polizisten.
Die schwedische Polizei ermittelte gegen zwei angebliche afghanische Flüchtlinge, die sich als iranische Geheimagenten entpuppten.
EPA/JOHAN NILSSON

Später schickte Salma ihre afghanischen Identitätsdokumente ausgedruckt ans Amt in Schweden. Doch Ausstellungsdatum und Alter des Bildes stimmten nicht überein, und auch die Unterschrift des afghanischen Beamten war unvollständig – klassische Anzeichen einer Fälschung. 2016, während des anhängigen Asylverfahrens, erhielt die schwedische Migrationsbehörde anonyme Tipps: Foad und Salma würden lügen und eigentlich aus dem Iran kommen; sie seien gefährliche Mitglieder der gefürchteten und von den USA als Terrororganisation eingestuften iranischen Revolutionsgarde. Trotzdem gewährte die Migrationsbehörde kurz darauf dem vermeintlichen afghanischen Flüchtlingspaar Asyl. Eine Entscheidung, die fast in einer Katastrophe geendet hätte.

Das Paar lebte mehrere Jahre unauffällig und frei in Schweden, bis es im April 2021 in der Gegend von Stockholm von der Polizei verhaftet wurde. Investigativreporter von Sveriges Radio konnten jetzt die wahren Hintergründe enthüllen: Salma und Foad sollen eigentlich Fereshteh S. und Mahdi R. heißen und iranische Staatsbürger sein. Die schwedische Sicherheitspolizei vermutet, dass sie im Auftrag des iranischen Regimes Anschläge auf drei jüdische Bürger geplant hatten. Eines der Ziele soll Aron Verständig gewesen sein, Vorsitzender des jüdischen Zentralrats in Schweden. "Ich hatte Angst, aber ich wurde auch wütend, dass ein anderer Staat Mordpläne gegen schwedische Bürger schmiedet," sagt er zu Sveriges Radio.

Die Kontakte der Terrorverdächtigen mit dem Iran seien bewiesen, ebenso wie das Ausspionieren der Opfer, sagt Staatsanwalt Hans Ihrman. "Hätten sie ihre Pläne ausgeführt, wären die Konsequenzen für Schweden groß gewesen." Um andere Ermittlungen nicht zu gefährden, hat ein ausländischer Geheimdienst wichtige Beweismittel nicht für einen Gerichtsprozess freigegeben. Und da die schwedische Beweislage nicht für eine Anklage ausreichte, wurde das Paar 2022 des Landes verwiesen, sie reisten daraufhin aus.

Die schwedische Migrationsministerin Maria Malmer Stenergard nimmt den Fall sehr ernst und arbeitet an einem besseren Informationsaustausch zwischen den Behörden bei Sicherheitsfragen im Asylprozess. Die schwedische Migrationsbehörde teilte mit, dass man alle internen Vorgaben befolgt habe und dass keine weitere Untersuchung des Falles nötig sei. Fereshteh S. und Mahdi R. erklärten sich für "nicht schuldig", Irans Botschaft in Stockholm wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. (Nikolai Atefie aus Karlstad, 6.2.2024)