Die Sicherheitsvorkehrungen wurden am Wahltag erhöht. 600.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz.
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Islamabad – In Pakistan sind am Tag der Parlamentswahl bei Angriffen auf Sicherheitskräfte nach Behördenangaben mindestens fünf Polizisten getötet worden. Vier von ihnen seien im Bezirk Dera Ismail Khan im Nordwesten des Landes bei einem Bombenanschlag und beim Beschuss eines Polizeifahrzeugs ums Leben gekommen, teilte der örtliche Polizeichef am Donnerstag mit. Etwa 40 Kilometer weiter nördlich in Tank sei ein Polizist getötet worden, als auf sein Fahrzeug geschossen worden sei. Auch aus verschiedenen Teilen Belutschistans wurden Angriffe mit Granaten berichtet, den Sicherheitskräften zufolge gab es aber keine Opfer.

Bereits am Mittwoch waren bei zwei Explosionen in der südwestlichen Provinz Belutschistan in der Nähe von Büros von Kandidaten mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. Zu den Anschlägen bekannte sich der radikale "Islamische Staat" (IS). Dies schürte die Angst vor weiteren Anschlägen.

Erhöhte Sicherheitslage

Rund 130 Millionen Wahlberechtigte sind in Pakistan am Donnerstag aufgerufen, über die Machtverteilung in der Nationalversammlung und in den Provinzparlamenten zu bestimmen. Die Wahllokale sind von 8 bis 17 Uhr (Ortszeit, 4 bis 13 Uhr MEZ) geöffnet, aufgrund der Anschläge ist die Sicherheitslage erhöht.

600.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz. Internet und Mobilfunkdienste waren am Wahltag in zahlreichen Regionen gestört, wie die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, auf der Plattform X berichtete.

Wenig Vertrauen in Wahl

Seit Monaten prangern Politikexperten und Menschenrechtler in dem Land unfaire Wahlbedingungen an, da die pakistanische Justiz die Opposition weitgehend demontiert hat. Der in der Bevölkerung immer noch beliebte Ex-Premierminister Imran Khan sitzt wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis. Der 71 Jahre alte Politiker sieht sich als Opfer einer politischen Verschwörung und macht das mächtige Militär dafür verantwortlich.

130 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Ein erstes Ergebnis wird für den frühen Abend erwartet.
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Auch Khans sogenannte Gerechtigkeitspartei Tehreek-e Insaf (PTI) ist gelähmt, da ihre Mitglieder gemäß einem Urteil des Obersten Gerichts nur als unabhängige Kandidaten antreten dürfen. Gegen Khan laufen dutzende Verfahren, seit er im Frühjahr 2022 durch ein Misstrauensvotum im Parlament abgesetzt wurde. Der frühere Kricketstar hatte die vergangene Parlamentswahl im Jahr 2018 gewonnen. Es folgten turbulente politische Jahre.

Viele der 240 Millionen Pakistaner und Pakistanerinnen sind mit Blick auf die Wahlen und die politische Führung des Landes desillusioniert, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup vom vergangenen Jahr zeigt. Demnach glaubten bei einer Erhebung im Herbst 2023 nur 25 Prozent der Befragten daran, dass die Parlamentswahl regelkonform ablaufen würde. Während der jüngsten Wahlen 2018 hatte der Anteil noch fast doppelt so hoch gelegen. 88 Prozent gaben außerdem an, dass ihrer Ansicht nach Korruption in der Regierung weitverbreitet sei. Im Wahlkampf spielten vor allem die miserable Wirtschaftslage und die enorm hohe Inflation eine Rolle.

Der Wahlsieg wird nun vor allem zwischen den zwei großen Politdynastien der Sharifs und der Bhuttos ausgefochten. Als Favorit gehen die Pakistanische Muslim-Liga (PML-N) und ihr Spitzenkandidat, der dreifache Premier Nawaz Sharif, ins Rennen. Ein Ergebnis dürfte schon am frühen Abend vorliegen. (Reuters, APA, red, 8.2.2024)