Taipeh/Peking – Taiwan hat die erneute Verletzung der inoffiziellen Grenze zu China durch Ballons der Volksrepublik gemeldet. Acht Ballons hätten die Mittellinie der Seestraße von Taiwan in den letzten 24 Stunden überquert, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag (Ortszeit) mit. Die Mittellinie dient als inoffizielle Grenze zwischen beiden Seiten, wird aber regelmäßig von chinesischen Ballons und Flugzeugen überflogen.

Zwei der Ballons überquerten den nördlichen Teil Taiwans, wie aus einer vom Ministerium zur Verfügung gestellten Karte hervorgeht. Die anderen näherten sich der Küste, bevor sie verschwanden, wobei einer über das Meer im Norden Taiwans flog.

Ballon, der über Taiwan abgeschossen wurde.
Taiwan hat sich seit Dezember über die chinesischen Ballons beschwert und sie als Versuch der psychologischen Kriegsführung bezeichnet. (Symbolbild)
EPA/TAIWAN MINISTRY OF DEFENSE

"Ein-China-Doktrin"

Das demokratisch regierte Taiwan, das China trotz heftiger Einwände der Regierung in Taipeh als sein eigenes Territorium beansprucht, hat sich seit Dezember über die Ballons beschwert und sie als Bedrohung für die Flugsicherheit und als Versuch der psychologischen Kriegsführung bezeichnet. Im vergangenen Monat wies die chinesische Regierung wiederholte Beschwerden Taiwans über die Ballons zurück und erklärte, sie dienten meteorologischen Zwecken und sollten nicht aus politischen Gründen aufgebauscht werden.

Der Konflikt um Taiwan geht auf den Bürgerkrieg in China zurück: Nach der Niederlage gegen die Kommunisten flüchtete die nationalchinesische Regierung damals mit ihren Truppen nach Taiwan. Die Insel wurde seither eigenständig regiert, während in Peking 1949 die kommunistische Volksrepublik ausgerufen wurde. Mit Hinweis auf die "Ein-China-Doktrin" lehnt Peking offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh strikt ab. Wegen des Drucks aus Peking erkennen nur wenige, meist kleinere Staaten die Inselrepublik diplomatisch an. (APA, 10.2.2024)