Kindergartenkinder überqueren Straße
Zwei Kindergartenkinder gehen Hand in Hand über einen Zebrastreifen. Insbesondere in Ländern mit hohem Einkommen lässt die Bewegungsfreude bei den Jüngsten zu wünschen übrig. Den Grundstein für die Freude an aktiver Mobilität soll Fachleuten zufolge so früh wie möglich gelegt werden.
APA/dpa/Uwe Anspach

Fitness-Influencer, auch "Fitfluencer" genannt, vermitteln oft das Gefühl, als sei die ganze Welt im Rausch der Bewegung. Doch der Schein trügt. Das legt zumindest eine Erhebung der Weltgesundheitsorganisation WHO nahe. Millionen Menschen weltweit bewegen sich demnach nicht genug, was mit Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes und Depressionen einhergehen kann. Auch Österreich hat Nachholbedarf, vor allem bei den Jüngsten. An dieser Stelle knüpft Katharina Koch von der FH Burgenland mit dem Projekt "MobiFit" an.

Das Ziel des Projekts "MobiFit" ist es, positive Gewohnheiten in Bezug auf Bewegung und aktive Mobilität bei Kindern zu verankern. Mit Verweis auf Studien der österreichischen Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie unterstreicht die Projektleiterin die Notwendigkeit, bereits in jungen Jahren entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. "Gesundheitsbezogene Verhaltensweisen, die sich im frühen Kindesalter manifestieren, bleiben in der Regel bis ins Erwachsenenalter bestehen", erklärt Koch. "Der Kindergarten ist daher der ideale Ausgangspunkt, um die Weichen für eine gesunde Zukunft zu stellen."

Sammelpässe und Bewegungsspiele

Im Zeitraum von Jänner 2020 bis Dezember 2022 waren rund 140 Kinder aus drei burgenländischen Kindergärten an dem Forschungsprojekt beteiligt. Die Maßnahmen waren so vielfältig wie praxisnah: Ausgestattet mit Schrittzählern wurden die Kinder ermutigt, ihre Aktivität zu steigern und neue Wege zu erkunden. Mit bunten Sammelpässen dokumentierten sie ihre erzielten Leistungen, angespornt vom Streben, immer längere Distanzen zu schaffen. Ein breites Spektrum an Bewegungsspielen vermittelte die Freude an körperlicher Aktivität. Zudem erhielten die Kinder umfassende Verkehrssicherheitstrainings, um ein sicheres Fortbewegen im Alltag zu gewähren.

Das Projekt orientierte sich an erprobten Best-Practice-Beispielen. Erfahrungen und bewährte Maßnahmen wurden aufgegriffen, auf ihre Eignung im ländlichen Raum geprüft und in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Kindergärten angepasst. Dies ermöglichte eine maßgeschneiderte Umsetzung, optimal auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort abgestimmt. Eva Rosner, Leiterin des Kindergartens Zemendorf-Stöttera, kommentiert: "Als offenes Haus sind wir aufgeschlossen gegenüber neuen Lehrmethoden. Es ist uns ein Anliegen, dass Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien von solchen Projekten profitieren können."

Unterstützung für Eltern

Der elementarpädagogischen Fachkraft kommt in Sachen Motivation zur Bewegung eine zentrale Rolle zu. Als Vorbilder liegt es in ihrer Macht, den Kindergartenalltag zu gestalten und Bewegung und aktive Mobilität zu integrieren. Im Rahmen von "MobiFit" erhielten die eingebundenen Fachkräfte eine gezielte Weiterbildung, die ihnen eine breite Sachkompetenz verleihen sollte. Die Schulungen umfassten unter anderem Nordic-Walking-Training und Workshops zur Verkehrssicherheit sowie zur effektiven Förderung von Bewegung im Kindergartenalltag.

Mädchen auf Fahrrad
Wird die Freude an Bewegung im Kindergarten aktiv vermittelt, zeigen sich bald positive Effekte auf das Mobilitätsverhalten im Alltag.
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Die Einbindung der Eltern stellt einen weiteren wichtigen Aspekt dar. Während der Projektlaufzeit wurden gezielte Maßnahmen ergriffen, um auch die Eltern für die Thematik zu sensibilisieren. Regelmäßige Newsletter boten wertvolle Tipps und Anregungen, wie sich Bewegung und aktive Mobilität erfolgreich in den Alltag integrieren lassen. Die Eltern erhielten Postkarten mit kurzen Wissensinputs und praktischen Ratschlägen sowie Zugang zu Expertenvideos mit detaillierten Anleitungen.

Aktiver und zugleich kreativer

Erste Erfolge zeigten sich bereits: Rund 30 Prozent der Eltern bewerteten ihr Wissen über aktive Mobilität als deutlich verbessert. Des Weiteren ließ sich eine Zunahme von 45 Prozent bei der Nutzung von aktiven Mobilitätsformen wie Gehen, Fahrradfahren, Rollerfahren oder E-Biken auf dem Weg zum Kindergarten feststellen. Die Nutzung des Autos ging im Vergleich um 35 Prozent zurück. Neben den positiven Effekten auf die Mobilität berichteten die Kinder von einer spürbaren Verbesserung ihrer Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit sowie erhöhter Experimentierfreude und Kreativität. Diese Evaluation erfolgte mithilfe von Fragebögen und Reflexionsgesprächen durch die FH Burgenland .

Koch und ihr Team haben mit dem Projekt "MobiFit" eine Initiative ins Leben gerufen, die nachhaltig zur körperlichen und geistigen Entwicklung des Menschen beitragen soll. Und sie sind in ihrem Streben nicht allein. Immer mehr Organisationen erkennen die Bedeutung von Bewegung und ergreifen Maßnahmen, um die Bevölkerung zu motivieren. Das Maßnahmenangebot wächst stetig. Hält dieser positive Trend an, könnte die österreichische Bevölkerung in den kommenden Jahren mit strahlend gesundem Aktivitätsbewusstsein glänzen. (Julia Dvorin, 21.2.2024)