Menschenmenge auf Heldenplatz.
50.000 Menschen demonstrierten auf dem Budapester Heldenplatz
REUTERS/BERNADETT SZABO

Budapest – Unter dem Motto "Es reicht" haben sich Freitagabend laut Organisatoren rund 50.000 Menschen auf dem Budapester Heldenplatz und in den umliegenden Straßen versammelt. Mit der Protestaktion sollte die Wichtigkeit des Kinderschutzes unterstrichen werden. Die Aktion eine der größten Demonstrationen der vergangenen Jahre. Die durch ungarische YouTuber und Influencer organisierte Protestaktion wurde von namhaften Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützt.

Nicht nur junge, sondern auch ältere Menschen hatten sich auf dem Platz versammelt. Die Organisatorin Edina Pottyondy betonte, dass es angesichts der großen Teilnehmerzahl Hoffnung gebe, das sei aber "nicht genug, aber ein guter Anfang".

Skandal um Begnadigung

Zuletzt hatte die Begnadigung in einem Missbrauchsfall für Empörung gesorgt. Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novák hatte daraufhin ihren Rücktritt erklärt. "Ich habe einen Fehler begangen", sagte sie in einer Ansprache im Staatsfernsehen. "Denn meine Amnestie-Entscheidung und das Fehlen einer Begründung dafür waren dazu angetan, dass ich Zweifel an der Null-Toleranz-Politik gegenüber Pädophilie erwecken würde."

Novák hielt dem Druck nicht mehr stand, nachdem ihr langjähriger Förderer, der mächtige Ministerpräsident Viktor Orbán, sowie einige seiner Leib-Publizisten von ihr deutlich abgerückt waren. Zeitgleich mit ihr gab auch die ehemalige Justizministerin Judit Varga ihren Rückzug aus der Politik bekannt. Sie hatte damals als zuständige Ressortchefin die umstrittene Begnadigung gegengezeichnet, sodass sie rechtswirksam werden konnte.

Kritiker sieht nur die "Spitze des Eisbergs"

Márton Szabó kritisierte in seine Rede während der Demonstration am Freitag die Verantwortlichen für den Pädophilie-Skandal, die es in dem Falle nicht mögen, ins Rampenlicht zu geraten, dann hätten sie Angst, zitierte das Onlineportal "index.hu". Szabó bedankte sich zugleich bei allen dafür, dass es "uns gelungen ist, Mensch zu bleiben". Den Opfern sandte er die Botschaft, "Du bist nicht allein".

Laut Zsolt Osváth würde die Institution des Kinderschutzes in Ungarn gegenwärtig "verrotten und absterben". Der Amnestie-Skandal sei nur die "Spitze des Eisbergs". Die Organisatoren hatten die Demonstration nach dem Skandal angekündigt, bei dem ein Pädophilie-Mittäter durch die Staatspräsidentin Katalin Novák begnadigt worden war.

Die regierungsnahe Presse reagierte laut dem Onlineportal "Propeller.hu" auf die "gewohnte Art". Bei der Aktion hätten nur Kommunisten und Homosexuelle demonstriert.

Eine kleine Gruppe von Demonstranten hielt ein spontanes Gedenken an den Kremlgegner Alexej Nawalny vor der in der Nähe des Heldenplatzes gelegenen russischen Botschaft ab, der in einem russischen Straflager gestorben sein soll. (APA, red, 17.2.2024)