Der Satz "Man kann solche Fälle eben nicht immer verhindern" ist diese Woche zwei Mal gefallen. Einmal von der Frauenministerin, nachdem es eine beispiellose Femizidserie gegeben hatte. Und einmal im Zusammenhang mit dem unerträglichen Fall des fast zu Tode gequälten Buben. Als würden diese Taten nicht schon für genügend Fassungslosigkeit und Trauer sorgen, macht diese Aussagen auch noch wütend.

Prozess, Gequälter Zwölfjähriger, Krems, Kinder- und Jugendhilfe
In der Causa um einen nunmehr 13-Jährigen, der von seiner Mutter im Waldviertel in eine Hundebox gesperrt und gepeinigt worden sein soll, ist am Montag ein dreitägiger Geschworenenprozess gestartet.
EPA/Bruna

Natürlich stimmt es, dass nicht alle Gewaltfälle verhindert werden können. So viele Polizeibeamte, Sozialarbeiterinnen, Gewaltschutzeinrichtungen oder Psychotherapieplätze kann es gar nicht geben. Es muss aber verdammt nochmal unser Anspruch sein, dass es nicht so weit kommt, dass Leben komplett zerstört oder beendet werden.

Mund aufmachen

Das gilt natürlich für Politiker, die in der Gesetzgebung und Finanzierung Rahmenbedingungen für Institutionen schaffen, die nah an Problemen im Zusammenleben sein sollen. Gute Gesetze reichen aber nicht. Der Fall des gequälten Buben zeigt, dass der Fokus auf die Verzahnung einzelner Institutionen gerichtet werden muss. Arbeiten sie genug zusammen? Gibt es die dafür notwendigen technischen Möglichkeiten?

Die Expertenkommission hat diesbezügliche Schlüsse noch immer nicht präsentiert. Die Verantwortlichen beteuern stets, dass gesetzeskonform gehandelt wurde.

Wer sich mit dem Martyrium beschäftigt, muss entgegnen: Das ist zu wenig. Das gilt nicht nur für die Politik. Hier wurde auf mehreren Ebenen versagt.

Der Bub hat mehrfach versucht, andere Menschen auf seine Situation aufmerksam zu machen. Es muss auch unser Anspruch sein, genau hinzuschauen. Auch wenn es um schwierige Milieus geht, um sogenannte sozial Schwächere. Machen wir den Mund auf. Lieber einmal zu viel als zu wenig. (Lara Hagen, 28.2.2024)