2024 ist ein Schaltjahr. Alle am 29. Februar Geborenen können endlich wieder einmal regulär Geburtstag feiern.
AP/Matt Rourke

Wer ein Geburtstagsmuffel ist und an einem 29. Februar geboren, darf sich glücklich schätzen. Er oder sie hat meist eine gute Ausrede, um am Tag des tatsächlichen Geburtstags keine Party feiern zu müssen. Denn das Datum taucht nur alle vier Jahre in unserem Kalender auf. Für alle anderen gilt: Sie können guten Gewissens feiern, wann es ihnen beliebt. Auch über mehrere Tage hinweg und alle vier Jahre dann mit einem ganz besonderen Fest.

In unserer durchgetakteten technisierten Zeit, in der Atomuhren die Zeit so genau messen und reproduzieren können, dass sie in 130 Millionen Jahren gerade einmal um eine Sekunde abweichen, ist und bleibt unser gregorianischer Kalender ein Kuriosum. Denn das Kalenderjahr, das den Jahreslauf der Erde um die Sonne adäquat beschreiben soll, erfüllt diese Aufgabe nur bedingt genau. Doch was genau steckt hinter den besonderen Schalttagen, um das astronomische Jahr mit unserem Kalenderjahr einigermaßen abgleichen zu können?

Frage: Warum hat der Kalender überhaupt 365 Tage?

Antwort: Da es sich beim gregorianischen Kalender um einen Sonnenkalender handelt, orientiert er sich an der Anzahl der Tage, die die Erde für eine vollständige Sonnenumrundung benötigt. Die Verwendung von 24-Stunden-Tagen als Einheit ist aber ein Problem, denn die Erde braucht nicht genau 365 Tage, sondern fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden länger. Unserem Kalender fehlen also jedes Jahr knapp sechs Stunden. Schon nach vier Jahren verschiebt sich die Zeitrechnung um einen Tag.

Sonnenaufgang Erde
Bei unserer Zeitrechnung orientieren wir uns an der Sonne. Mathematisch ist das aber nicht leicht in einem Kalender umzusetzen.
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Frage: Wann wurden Schalttage erstmals eingeführt?

Antwort: Frühe römische Kalender orientierten sich am Mond. Da das Mondjahr um etwa elf Tage kürzer ist als ein Sonnenjahr, wurde bei Bedarf in unregelmäßigen Abständen und Ausmaß nachgebessert, zum Beispiel der Schaltmonat Mensis intercalaris eingefügt. Im Jahr 45 v. Chr. machte Julius Cäsar Schluss damit und führte den julianischen Kalender im Römischen Reich ein, der einem 365-tägigen Sonnenjahr folgt. Der Schaltmonat wurde abgeschafft und ein Schalttag alle vier Jahre im Februar angefügt. Die Schaltjahrregelung ist jedoch keine Erfindung Cäsars. Diese hatte sich bereits zwei Jahrhunderte lang im ägyptischen Verwaltungskalender bewährt. Sie sieht alle vier Jahre einen Februar mit 29 Tagen und ein Kalenderjahr mit 366 statt 365 Tagen vor.

Frage: Warum ist gerade der Februar der Schaltmonat?

Antwort: In den alten römischen Kalendern endete das kultische Jahr mit dem Sühne- und Reinigungsfest Februa (von lateinisch februare = sühnen, reinigen). Der Brauch war Teil der Lupercalien, dem wichtigsten Fest für den Naturgott Faunus, den "Wolfsabwehrer". Es fand traditionell am Jahresende statt, im letzten Monat, der davon auch seinen Namen erhielt: Februarius. Dieser Monat war schon in vorjulianischer Zeit der einzige mit nur 28 Tagen und eignete sich als Jahresabschluss besonders gut, um den Mondkalender mittels Schalttagen an das astronomische Jahr anzugleichen. Diese Aufgabe als Schaltmonat wie auch seine kurzen 28 oder 29 Tage erhielt sich der Februar über mehrere Kalenderreformen hinweg bis heute. Zum zweiten Monat des Jahres wurde er bereits 100 Jahre vor Einführung des julianischen Kalenders.

Grafik Schaltjahr
Die Unterschiede zwischen dem astronomischen und normalem Kalender- sowie Schaltjahr
Rotariu Oana/DerStandard

Frage: Waren mit dem vierjährlichen Extra-Tag alle Probleme gelöst?

Antwort: Leider nein, da ein kleiner Rechenfehler blieb. Denn die fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden sind eben nicht genau ein Vierteltag. Auch Caesars Kalender war also pro Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden zu schnell – mit gravierenden Auswirkungen. Bis ins 16. Jahrhundert hatte sich der Kalender deshalb bereits um mehr als zehn Tage verschoben. Hatte das Konzil von Nicäa im Jahr 325 die Tag-und-Nacht-Gleiche auf den 21. März festgelegt, fiel sie im Jahr 1582 bereits auf den 10. März.

Frage: Was war die Idee des gregorianischen Kalenders?

Antwort: Unser heute in den meisten Teilen der Welt gebräuchlicher Kalender geht auf Papst Gregor XIII. zurück. Er reformierte den Kalender im Jahr 1582 und löschte in diesem Jahr einfach zehn Oktober-Tage. Auf den 4. folgte der 15. Oktober, der Rückstand war aufgeholt und der Kalender folglich wieder im Takt. Wer sich statt an Wetterprognosen an Bauernregeln orientiert, sollte diesen radikalen gregorianischen Schnitt bedenken: Denn die an bestimmten Tagen festgemachten Regeln verschoben sich durch die Reform teilweise um zehn Tage nach vorn.

Frage: Warum muss man nach einigen hundert Jahren nun keine Tage mehr löschen?

Antwort: Auch das war Teil der gregorianischen Reform. Es wurde eine erweiterte Schaltjahrregelung eingeführt. Am Jahrhundertbeginn entfällt das Schaltjahr, weswegen auch die Jahre 1700, 1800 und 1900 keinen 29. Februar hatten. Um noch genauer zu werden, fordert aber auch diese Regelung eine Ausnahme. So sind die "Jahrhundert"-Jahre, die durch 400 teilbar sind, doch wieder Schaltjahre – zuletzt geschehen im Jahr 2000. Über vier Jahrhunderte gerechnet weicht das Kalenderjahr im Schnitt nur noch um 26 Sekunden ab.

Maya Statue
Schon die Mayas kannten Schaltjahre, in denen ihr Kalender angepasst wurde.
AP/Moises Castillo

Frage: Gibt es einen noch präziseren Kalender als den gregorianischen?

Antwort: Eine praktikable Kalenderlösung ohne Schaltjahre und Schalttage gibt es bisher nicht. Selbst die Maya mussten für ihre Kalender mit Schaltjahren tricksen. Noch genauer als der gregorianische Kalender mit all seinen Sonderregeln ist etwa der persische Kalender, der heute im Iran und in Afghanistan verwendet wird. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Sonnenkalender, dessen Jahresbeginn sich aber an der Tag-und-Nacht-Gleiche im März orientiert. Auch dieser Kalender kennt alle vier Jahre ein Schaltjahr, etwa alle 33 Jahre findet es abhängig vom genauen Zeitpunkt des Frühlings-Äquinoktiums erst nach fünf Jahren wieder statt. Er ist damit deutlich genauer als der gregorianische Kalender.

Frage: Ist eine erneute Reform des gregorianisches Kalenders denkbar?

Antwort: Aktuell gibt es diesbezüglich kaum eine Diskussion. Dabei existiert bereits ein Vorschlag aus dem Jahr 1864, der unseren Kalender noch genauer machen würde. Der Astronom Johann Heinrich von Mädler schlug im Auftrag des russischen Zaren vor, den Schalttag alle 128 Jahre und also nicht dreimal in 400 Jahren ausfallen zu lassen. Mit seiner mathematischen Formel wäre der sogenannte Mädler-Kalender nur 0,26 Sekunden kürzer als das astronomische Jahr. Während man beim gregorianischen Kalender mit seinen 26 Sekunden Abweichung schon nach 3.231 Jahren um einen Tag nachbessern muss, hätte man beim Mädler-Kalender erst nach über 330.000 Jahren Korrekturbedarf. Durchgesetzt hat er sich trotzdem nicht. (Martin Stepanek, Klaus Taschwer, Thomas Bergmayr, 28.2.2024)