Netflix-Taste auf einer Fernbedienung
Wer nach Drücken der Taste weiterhin Filme und Serien schauen will, muss heuer wohl tiefer in die Tasche greifen.
DER STANDARD/Pichler

Streaming-Plattformen haben in den letzten Monaten unter Beweis gestellt, dass sie auch ganz andere Seiten aufziehen können. Was einst günstige Gelegenheit für das bessere Fernsehen war, entwickelt sich zunehmend zu einer Streaming-Hölle. Von einer hohen Segmentierung abgesehen, die das Angebot zunehmend zu einem Pendant des klassischen Pay-TV verkommen lässt, mussten Kundinnen und Kunden zunehmend mit Restriktionen kämpfen.

Eine Welle aus Preiserhöhungen, werbefinanziertem Abo und dem Einstellen des Account-Sharings reichte offenbar nicht – neuerdings wird auch vorgeschrieben, wie man zu zahlen hat. Als ob das für Kundinnen und Kunden nicht schon genug zu verdauen wäre, will man heuer wieder munter mit Preiserhöhungen weitermachen. Darauf deutet mittlerweile nicht nur ein Scheiben an die Aktionäre hin.

Auf Wachstumskurs

Wie "Variety" berichtet, steht Netflix heuer vor einer weiteren Preiserhöhung seiner Abos im Jahr 2024. Gemeinsam mit einem immer höheren Anteil am Gesamtfernsehkonsum dürfte das zu einer Beschleunigung seines Umsatz- und Gewinnwachstums führen, werden Analysten von UBS Securities zitiert. Sie prognostizieren einen Anstieg des Gesamtumsatzes auf 15 Prozent, was neben prognostizierten Preiserhöhungen auch auf einen Anstieg der Einnahmen aus werbefinanzierten Angeboten und auf den natürlichen Abonnentenzuwachs zurückzuführen sein wird. Im Vorjahr lag der Anstieg noch bei sieben Prozent.

Die positive Einschätzung von UBS für Netflix stützt sich unter anderem auf Daten von Nielsen, die zeigen, dass der Anteil von Netflix am US-Fernsehkonsum im Jänner 2024 auf 7,9 Prozent gestiegen ist. Netflix verfügt über eine starke Preisgestaltungsmacht im Vergleich zu anderen Streaming-Diensten, da die Preise von Netflix durchschnittlich niedriger sind, wenn man den Preis pro Konsumstunde heranzieht. Netflix soll zudem von strukturellen Veränderungen in den Medien profitieren: Traditionelle Medienunternehmen, deren lineares TV-Geschäft rückläufig ist, würden sich nun zunehmend auch auf die Rentabilität im Streaming konzentrieren.

"Preisoptimierung" auch mit Werbung

Die Ironie daran ist, dass sich das Streaming von Netflix zunehmend auf das stützt, was früher ein guter Grund war, dem traditionellen Fernsehen den Rücken zu kehren: Werbeeinschaltungen. In einem Schreiben rückte Co-CEO Greg Peters die "Preisoptimierung" als Schwerpunkt von Netflix für 2024 in den Vordergrund, um die Betriebsmargen zu verbessern und die Einnahmen zu steigern. Diese Strategie bezieht sich nicht ausschließlich auf die Anpassung der Abonnementpreise, sondern schließt ebenfalls den Ausbau des Werbesegments mit ein. In diesem Bereich erwartet Netflix in den nächsten Jahren ein signifikantes Wachstum.

Nicht zuletzt deshalb rechnet UBS damit, dass Netflix seine Gewinne bis 2027 jährlich steigern können wird, indem es seine Betriebskosten optimiert. Die Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen dadurch auch wieder mehr von seinen eigenen Aktien zurückzukaufen könnte – ein Schritt, der oft als positiv für den Aktienwert angesehen wird. Wie positiv die Kundinnen und Kunden diese Schritte letztendlich sehen, wird sich erst zeigen müssen. Bis jetzt ist die Rechnung für Netflix aber voll aufgegangen. (red, 28.2.2024)