Ist dank FPÖ ORF-Stiftungsrat: Peter Westenthaler.
Lea Sonderegger

Auf den ersten Blick wirkt die Idee, ausgerechnet Peter Westenthaler zum ORF-Stiftungsrat zu machen, so, als würde man einen Flat-Earth-Theoretiker in den Aufsichtsrat der Flugsicherungsbehörde Austro Control setzen. Westenthaler selbst erklärt sich im STANDARD-Interview seine Berufung mit den Worten: "Die FPÖ erkennt meine Expertise."

Diese hat Parteichef Herbert Kickl bekanntlich schon vor Jahren erkannt und lapidar auf den Punkt gebracht: "Peter Westenthaler ist ein Politchamäleon ohne Rückgrat und Charakter – also jemand, der für Geld die Farbe ändert." Angesichts der eher mickrigen Aufwandspauschalen und Sitzungsgelder im Stiftungsrat dürfte jedoch eine andere Form von Expertise den Ausschlag für die Bestellung Westenthalers gegeben haben.

Möglicherweise jene, die einst vom aktuellen EU-Wahl-Spitzenkandidaten der FPÖ Harald Vilimsky in einer Presseaussendung so formuliert wurde: "Gusenbauer hat nicht oft recht. Aber er hat recht, dass Westenthaler im Bewerb um den dümmsten und tiefsten Politiker wirklich der klare und unzweifelhafte Favorit ist." Aus dem Munde Vilimskys wirkt diese Anerkennung, wie wenn Marco Odermatt einen Konkurrenten zum klaren Favoriten auf den Gewinn des heurigen Ski-Weltcups ausrufen würde.

Denkbar ist auch, dass Westenthalers Expertise im gelassenen Umgang mit extremen Attacken seitens der politischen Gegner gemeint ist. Seine diesbezügliche Praxiserfahrung beschrieb er so: "Dieser Busek lässt keine Gelegenheit aus, die FPÖ anzupinkeln. Beim ersten Mal haben wir gesagt, gut, schlucken wir das runter."

"Nichts mehr zum Lachen"

Aber vielleicht geht es in Wahrheit um das, was Westenthaler in einem aktuellen Kurier-Interview beklagt: "Es gibt ja nichts mehr zum Lachen im ORF."

Hier könnte das künftige Stiftungsratsmitglied seine Entertainment-Expertise zum Einsatz bringen. Mit einem Beispiel dafür könnte sich die jetzt für die Aufarbeitung der Ära Pilnacek im Justizministerium zuständige Untersuchungskommission befassen. Konkret mit der Selbstanzeige eines ehemaligen Novomatic-Geschäftspartners, der angab, ein paar Jahre lang monatlich 4500 Euro, aufgeteilt in neun 500er-Scheine, im Auftrag des Glücksspielkonzerns an den damaligen Nationalratsabgeordneten Westenthaler übergeben zu haben. Von einer dieser von drei eidesstattlichen Erklärungen bezeugten Übergaben existiert sogar eine Tonaufzeichnung, auf der man Westenthaler sagen hört: "Sieben, acht, neun. Passt. Danke!" Bei seiner Einvernahme dazu stritt der mutmaßlich Beschenkte jedoch alles ab und erklärte, es habe sich auf der Aufnahme um das Aufzählen von Roulette-Tischen gehandelt. Er hätte von einem neuen Kasino erzählt und "dass in diesem Kasino fünf, sechs, sieben, acht Tische nebeneinander" stünden.

Interessanterweise hatte diese Aussage nicht nur schallendes Gelächter, sondern auch die Einstellung des Verfahrens wegen illegaler Parteienfinanzierung zur Folge. Die von Westenthaler hier unter Beweis gestellte Expertise im Bereich humoristischer Schmähtandlerei könnte er künftig dem ORF zugutekommen lassen. Sie würde den Zählmeister speziell qualifizieren für die Moderation der Spielshow 9 Plätze – 9 Schätze. (Florian Scheuba, 28.2.2024)