Am vorigen Sonntagabend fiel ein Handy aus der Loge in die erste Reihe im Mailänder Opernhaus.
Am vorigen Sonntagabend fiel ein Handy aus der Loge in die erste Reihe im Mailänder Opernhaus.
IMAGO/Pond5 Images

Ein normaler Theaterbesuch: Voller Vorfreude auf den Kulturgenuss sinkt man noch ein wenig tiefer in den durchgewetzten Samtbezug, lässt sich von der Geräuschkulisse forttragen von Arbeitsstress und Alltagssorgen. Dann wird es mucksmäuschenstill im Raum. Der Vorhang gibt das Bühnenbild frei, das Ensemble beginnt zu spielen.

So weit, so bekannt. Und so oder so ähnlich hat es sich vergangenen Sonntagabend auch in der Mailänder Scala zugetragen – bis zum zweiten Akt. Dann entschlüpfte ein Smartphone plötzlich der es haltenden Hand und fiel aus einer Loge hinunter auf sein nichtsahnendes Opfer.

Neue Phobie?

Mit so einem Plot-Twist hatte bei Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" wohl niemand gerechnet! Wie war das noch gleich, alles Böse kommt von oben? Muss die Angst vorm Handyfall jetzt auch auf die Liste der Phobien geschrieben werden? Gleich unter "Halitophobie", der Angst vor Mundgeruch, und über "Hoplophobie", der Furcht vor Feuerwaffen?

Oder hat sich jener Logenbesucher in der Vorstellung geirrt und war eigentlich als Komparse für "Angriff der Killerhandys" eingeplant? Wenn ja, traf er allerdings nur die Wange der Zielperson, die keine schwerwiegenden Verletzungen davontrug. Da konnte auch Dirigent Thomas Guggeis die Aufführung der historischen Inszenierung von Giorgio Strehler fortsetzen.

Der Getroffene behielt die mutmaßliche Tatwaffe bei sich und erklärte laut italienischen Medien, deren Besitzer anzeigen zu wollen. Wie wäre es stattdessen mit einem gemeinsamen Theaterbesuch – zusammen in einer Loge, versteht sich. (Patricia Kornfeld, 29.2.2024)