Die Sterndüne Lala Lallia im Osten Marokkos. Wann und wie ist der "höchste heilige Punkt" entstanden?
via REUTERS/Charlie Bristow

Sie gaben dem Science-Fiction-Klassiker "Dune" nicht nur seinen Namen. Auch in dessen Fortsetzung, die gerade in die Kinos kam und dort für volle Kassen sorgt, sind Wüstenlandschaften mit Dünen formatfüllend ins Bild gerückt. Diese gibt es nicht nur bei uns auf der Erde, sondern in unserem Sonnensystem auch auf dem Mars und Titan, dem größten Saturnmond. Düne ist dabei nicht gleich Düne: Es gibt unter anderem gerade, transversale, sichel- und sternförmige.

Physikalische Voraussetzungen

Rein physikalisch wird ihre Entstehung mit dem Helmholtzschen Gesetz erklärt: "Strömen zwei Medien unterschiedlicher Dichte aneinander vorbei, so ergibt sich eine wellenförmige Begrenzungsfläche." Diese Begrenzungsfläche ist bei den allgemein herrschenden Windstärken strömungsenergetisch günstiger als eine ebene Begrenzungsfläche. Sterndünen wiederum bilden sich in Gebieten mit komplexen Windverhältnissen, also mit Winden, die aus verschiedenen Richtungen wehen, und einem Netto-Sandüberschuss, also Regionen in der Wüste, an denen große Sandmengen umhergeblasen werden können, um riesige Dünen zu bilden.

Letztere machen zwar nur rund zehn Prozent aus, doch sie bilden die größten dieser aus Sand bestehenden und vom Wind erzeugten Erhebungen. Diese Sandformationen, deren Arme sich von einer zentralen Spitze ausgehen und ihnen von oben betrachtet ein sternähnliches Aussehen verleihen, können bis zu 300 Meter hoch werden sind. Die größten Sterndünen befinden sich in der Badain-Jaran-Wüste im Westen Chinas. Sterndünen gibt es auch im Namib-Sandmeer in Namibia, den großen Sandmeeren in Algerien oder die Rub al-Chali in Saudi-Arabien.

"Höchster heiliger Punkt"

Eine der beeindruckenderen Dünen dieser Art befindet sich im Osten Marokkos und heißt in der lokalen Berbersprache Lala Lallia, was so viel wie "höchster heiliger Punkt" bedeutet. Die etwa 100 Meter hohe und 700 breite Sterndüne liegt in der Sahara in einem kleinen Sandmeer namens Erg Chebbi, etwa fünf Kilometer von der Stadt Merzouga entfernt, nahe der Grenze zu Algerien. Ein britisches Forscherduo hat nun erstmals das Alter der Düne und ihren Entstehungsprozess rekonstruiert.

Sterndüne
Der Ort in Ostmarokko, an dem sich die Sterndüne und ihre "Schwestern" befinden, sowie ihre ungefähre Gestalt.
Bristow und Duller, Scientific Reports 2024

Der Geograf Geoff Duller (Uni Aberystwyth in Wales) und der Sedimentologe Charlie Bristow (Birkbeck University in London) nutzten ein Bodenradar, um in das Innere der Düne zu blicken; mit Hilfe sogenannter Lumineszenzdatierung, einer Methode, die auf der in den Sandkörnern eingeschlossenen Energiemenge beruht, bestimmten sie zudem, wie lange die Entstehung von Lala Lallia gedauert hat. Das Bodenradar machte die Schichten innerhalb der Lala-Lallia-Düne sichtbar und zeigte, wie sie im Laufe der Zeit durch die Anhäufung von Sand aufgebaut wurde und wie Teile ihrer inneren Struktur anderen Dünenarten ähneln.

Überraschend junge Formation

Die Forscher entdeckten, dass der unterste Teil der Düne 13.000 Jahre alt war. Sie waren aber überrascht, dass der obere Teil der Struktur erst in den letzten 900 Jahren entstanden war und damit überraschend jung war. Die Basis wuchs zwar bis vor etwa 9.000 Jahren an. Dann aber haben sich die Oberfläche stabilisiert – vermutlich weil es damals feuchter war als heute. Das scheint etwa 8.000 Jahre lang so geblieben zu sein, ehe sich das Klima erneut änderte und die heutige Struktur nach und nach formte. In diesen 900 Jahren sammelten sich jährlich etwa 6.400 Tonnen Sand an, wie die Forscher im Fachblatt "Scientific Reports" schreiben. Sie stellten außerdem fest, dass sich Lala Lallia mit einer Geschwindigkeit von etwa 0,5 Metern pro Jahr in Richtung Westen bewegt

Die untersuchte Sterndüne aus einiger Distanz betrachtet. Das Spiel von Licht und Schatten lässt die mobilen Sandgebirge stets anders aussehen.
via REUTERS/Charlie Bristow

Im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters ergänzt Geoff Duller fast schon poetisch: "Ich finde Dünen sehr schön. Der Anblick der gewundenen Kurven und die Art und Weise, wie sich Licht und Schatten mit der Sonne verändern, bedeuten, dass sie immer anders aussehen, sei es in der Kühle des Morgens, in der Mittagssonne oder bei Sonnenuntergang. Auch die unterschiedlichen Farben des Sandes in den verschiedenen Wüsten sind sehr auffallend, mit gelben, weißen, roten und sogar schwarzen Dünen in verschiedenen Teilen der Welt." (Klaus Taschwer, 5.3.2024)