Gold Scheuba Kolumne Dichant
Wenn alles golden ist.
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Die Geschäftstüchtigkeit der "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand gilt als allgemein bekannt. Weniger bekannt war bislang ihre offenbar überragende Bedeutung für die österreichische Volksgesundheit. Wir verdanken diese Erkenntnis dem Rechnungshof, der in einem neuen Bericht Willkür, Intransparenz und die unverhältnismäßige Bevorzugung von Boulevardmedien bei der Vergabe von Regierungsinseraten in der Ära Sebastian Kurz beschreibt.

Der Überraschungswert dieser Kritik mag vergleichbar mit einem Bericht über übermäßigen Bierkonsum beim Münchner Oktoberfest sein, aber die Prüfer haben auch Originelles aufgedeckt. Zum Beispiel, dass die Bundesregierung 398.000 Euro für zwei von Dichands "Heute"-Verlag produzierte Gesundheitsmagazine ausgab. Auf die Frage der Prüfer nach Musterexemplaren und Verteilerplänen der Magazine antwortete das Kanzleramt, dass diese "in mehreren Kisten in einem Büro" lagern würden, aber "aktenmäßig nicht erfasst" seien. Diesbezügliche E-Mails der "Stabstelle Medien im Kanzleramt" seien leider alle gelöscht. Ob diese "aktenmäßig nicht erfassten" Schatzkisten je gefunden werden, ist ungewiss, aber vielleicht veranstaltet das Kanzleramt ja irgendwann einen Flohmarkt.

Weiters entdeckten die Rechnungshofprüfer üppige Inseratenströme aus dem Bundeskanzleramt an die Gesundheitsplattformen Netdoktor.at und Gesundheitstrends.com – beide aus dem Medienimperium von Eva Dichand. Netdoktor.at wurde mittlerweile an den Burda-Verlag verkauft. Und da zeigt sich, wie hoch Eva Dichands Gesundheitskompetenz auf dem Ballhausplatz bewertet wurde, denn nach dem Verkauf schaltete man nur noch ganz wenige Inserate in diesem Medium. Ohne Dr. Dichand ist der Netdoktor nur noch nett, aber fürs Kanzleramt uninteressant.

Beiträge zur Volksgesundheit

Doch zum Glück bleibt Österreich die offenbar herausragende Expertise von Eva Dichand im Bereich Gesundheitsinformation erhalten. Bei der Plattform Gesundheitstrends.com agiert sie weiterhin als Herausgeberin und beschenkt uns mit kostbaren Beiträgen zur Volksgesundheit wie "Kraftvoll zum Ziel – das ist die effektivste Übung für einen Knack-Po", "Lippenstift ade: Lip Blush für langanhaltenden Farbglanz", "4 Tipps zur Nagellack-Aufbewahrung" oder "Ungewöhnliche Sex-Praktik – wie funktioniert die Golden Shower?"

Ihre Affinität zu ungewöhnlichen Gesundheitstipps hat Dichand schon früh unter Beweis gestellt. Vor zehn Jahren berichtete die Medienbeobachtungsplattform Kobuk von einem Streit über das korrekte Geburtsdatum der Verlegerin. Dabei wurde enthüllt, dass von einer IP-Adresse des "Heute"-Verlages ein gefälschtes, um zwei Jahre verjüngtes Datum eine Zeitlang auf Wikipedia eingeschmuggelt wurde. Interessant dabei, was User, die Eva Dichand jünger gemacht haben, sonst noch auf Wikipedia editiert haben: neben Auflagezahlen, Erfolgsmeldungen und PR-Details der Gratiszeitung "Heute" auch noch "Gesundheitstipps für Trägerinnen von hohen Absätzen".

Gesundheitspolitisches Engagement, das sich von der Sorge um Stöckelschuhträgerinnen über den effektivsten Knack-Po bis zur Nagellack-Konservierung spannt, wird bei uns mit Golden Shower in Form eines Inseraten-Goldregens belohnt. (Florian Scheuba, 14.3.2024)