Axolotl sind Schwanzlurche, die im Wasser leben, eher schüchtern und einzelgängerisch sind. Sie besitzen zwei Superkräfte: recht unempfindlich gegen Schmerz zu sein und wie kein anderer Vierbeiner fehlende Gliedmaßen und sogar Teile des Gehirns wiederherstellen zu können. Seit sieben Jahren werden sie in Wien von einer der weltweit angesehensten Expertinnen der Regenerationsforschung untersucht, nämlich von Elly Tanaka. Nun übernimmt die US-amerikanische Biochemikerin die Leitung des renommierten Instituts für molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Tanaka hat mittlerweile eine 3.000 Exemplare starke Axolotl-Kolonie aufgebaut – die größte außerhalb von Mexiko. Dort, im natürlichen Lebensraum, ist die Spezies womöglich schon ausgestorben.
Bilderbuchkarriere
Die 1965 in Boston, Massachusetts, geborene Tochter japanischer Einwanderer hatte bislang eine Bilderbuchkarriere: Von der Harvard University über die University of California in San Francisco und das Londoner University College ging sie ans Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. 2016 kam sie nach Wien, an das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP).
Das Anziehende an der Stadt war für die englischsprachige Wissenschafterin vor allem die Möglichkeit, die Schwanzlurche auch auf dem Niveau des Erbguts zu erforschen. Tanaka ist ein Paradebeispiel dafür, dass es Österreich zumindest in Schwerpunktbereichen wie Molekularbiologie gelingt, Topkräfte anzulocken.
Erste Direktorin
Kolleginnen und Kollegen schätzen ihre ansteckende Begeisterung, Verlässlichkeit und große Geduld. Diese ist auch notwendig bei Versuchstieren, die im Gegensatz zu Einzellern, Würmern und Fruchtfliegen für alles etwas länger brauchen. Nun wechselt sie im Komplex des Vienna Biocenter nur ein paar Büros weiter, vom IMP ins IMBA.
Am 1. April übernimmt Tanaka die Leitung offiziell vom interimistischen Leiter Jürgen Knoblich, der auf Josef Penninger folgte. Knoblich freut sich besonders darüber, dass eine weitere Frau in Österreich ein naturwissenschaftliches Institut führt: "Das ist in unserer Gesellschaft dringend notwendig, gerade in Österreich, wo die große Mehrheit der Professuren von Männern besetzt ist." (Julia Sica, 14.3.2024)