Kaum jemand kann sich so schick aufplustern wie ein Beifußhahn. Einst bewohnten die Verwandten des europäischen Auerhahns weite Gebiete des westlichen Nordamerika. Millionen Exemplare der im Englischen als Sage-Grouse bekannten Vögel lebten in den Krautsteppen der Region, wo der Bewuchs mit Beifußgewächsen – den Sagebrushes - den Hühnervögeln den Namen gab.

Ein Beifußhahn balzt in Wyoming.
AP

In 16 US-Bundesstaaten sowie in vier kanadischen Provinzen war Centrocercus urophasianus in so hohen Zahlen heimisch, dass die Schwärme den Himmel verdunkelten, doch das ist vorbei: In Kanada schrumpfte die Population ab 1988 um 98 Prozent, nur noch in Alberta und Saskatchewan verblieb eine Population von insgesamt weniger als hundert Tieren – viel zu wenig, um überleben zu können.

In den USA sind die Zahlen der verbliebenen Beifußhühner höher, dennoch sind sie bereits in fünf Bundesstaaten verschwunden. Zwischen 1965 und 2021 sank ihr Bestand dem US Geological Survey zufolge um 80 Prozent auf insgesamt rund 200.000 Exemplare in den verbliebenen Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado, Wyoming, Süddakota, Norddakota, Montana, Idaho, Oregon und Washington. Vor hundert Jahren dürften es noch 16 Millionen gewesen sein.

Plan für Schutzmaßnahmen

Ein neuer Plan des im US-Innenministerium angesiedelten Bureau of Land Management (BLM) soll nun Schutzmaßnahmen für die Vögel intensivieren. Die US-Bundesbehörde BLM, die für die Verwaltung und wirtschaftliche Verwertung von Land im Bundesbesitz verantwortlich ist, gerät mit dem Entwurf in Konflikt mit der Ölindustrie und Viehzüchtern, paradoxerweise aber auch mit den Vorhaben der Regierung unter US-Präsident Joe Biden bezüglich der Gewinnung erneuerbarer Energien.

Bedroht werden die Hühnervögel vor allem durch den Verlust ihres Habitats, des sogenannten Beifußmeeres, das sie als Sichtschutz ebenso benötigen wie als Nahrungsquelle. Die Beifußsteppe wird durch Brände zerstört, die sich aufgrund einer anhaltenden Trockenperiode in den vergangenen zwei Jahrzehnten leichter ausbreiten können. Der Klimawandel begünstigt also das Verschwinden des Ökosystems. Auch invasive Arten wie die "Cheatgrass" genannte Dachtrespe, eine Süßgrasart, zerstören den Lebensraum.

Das Vorkommen der Beifußhühner gilt dabei als Indikator für die Intaktheit des Ökosystems, das auch Heimat für hunderte andere Arten ist, darunter Elche, Maultierhirsche, Gabelböcke und Zwergkaninchen. Die Vizepräsidentin der National Audubon Society, Alison Holloran, bezeichnet das Beifußhuhn deshalb als Kohlebergwerkskanarienvogel für die Gesundheit des gesamten Ökosystems. Dabei benötigt eine Beifußhühnerpopulation bis zu 100 Quadratkilometer intakte Landschaft.

Im Rahmen eines Arterhaltungsprojekts für das Beifußhuhn wurden 2019 in Idaho Wacholderbäume gerodet, die die Beifußsteppe überwachsen und so den Beifußhühnern den Lebensraum nehmen.
AP

Spektakuläre Balz

Bemerkenswert ist das Paarungsverhalten der Beifußhühner. Während sie in den Wintermonaten in Schwärmen mit Geschlechtertrennung leben, kommen Hähne und Hennen im Frühjahr zwischen Ende Februar und April zu den Balzplätzen zusammen. Diese annähernd kreisförmigen Arenen werden Leks genannt und bieten typischerweise 25 bis 30 Hähnen die Möglichkeit zum Balzen – gelegentlich konnten die Leks in der Vergangenheit aber auch um ein Vielfaches größer sein. Jeder Hahn besetzt dabei ein Gebiet mit ein paar Metern Durchmesser. Sie werben um die Hennen, indem sie ihre spitzen Schwanzfedern auffächern und sich mit ihren Flügeln größer erscheinen lassen.

Ihre weißen Kehlsäcke blasen sie auf und entleeren sie geräuschvoll wieder, was bis zu drei Kilometer weit zu hören ist. Im Zentrum des Leks halten sich die Alphamännchen auf, die rund achtzig Prozent des Paarungserfolges einheimsen, während die rangniederen Hähne in den äußeren Bereichen des Leks vielfach keine Möglichkeit zur Fortpflanzung haben.

Ein Beifußhahn auf einem Lek in Kalifornien versucht, Beifußhennen zu beeindrucken.
AP

Ebenso wie für die Leks benötigen die Beifußhühner auch für die Nester die Vegetation der Beifußsteppe. Sind die Bedingungen nicht gegeben, führt dies zu einem Nistmisserfolg durch erhöhte Verluste der Küken durch Räuber.

Der BLM-Plan beschreibt verschiedene Alternativen für die Bewirtschaftung von mehr als 27 Millionen Hektar Land des Lebensraums der Beifußhühner in zehn Bundesstaaten. Ein Problem dabei ist die Tatsache, dass sich im selben Gebiet einige der größten Gas- und Ölvorkommen der USA befinden. Zu den BLM-Vorschlägen gehören Punkte, die bereits unter der Regierung Barack Obamas im Jahr 2015 vorgesehen wurden, behält aber auch Elemente bei, die aus der Regierungszeit Donald Trumps im Jahr 2019 stammen.

Greater Sage-Grouse
American Bird Conservancy

Spagat

So sollen Ölbohrungen eingeschränkt werden, wie es bereits unter Obama geplant wurde. Auch Maßnahmen in der Weidehaltung sollen helfen, die Habitate der Vögel zu schützen. BLM muss aber auch einen Spagat machen, um mit den Schutzplänen nicht gleichzeitig die Klimaprogramme der Biden-Regierung zu untergraben. Washington hat sich vorgenommen, auf staatlichem Land Projekte umzusetzen, die bis 2025 rund 25.000 Megawatt aus erneuerbaren Energiequellen möglich machen sollen. Dazu zählen Windparks und Solarkraftwerke, deren Errichtung den Beifußhühnern den Lebensraum weiter einschränkt. Auch der Abbau von Rohstoffen, die für Elektrofahrzeuge und andere sogenannte grüne Technologien benötigt werden, wird zur Bedrohung für die sensiblen Ökosysteme.

Body-popping sage grouse - Nature's Greatest Dancers: Episode 1 Preview - BBC One
BBC

Angesichts der unmittelbaren Gefährdung des Beifußhuhnes ist es irritierend, dass der Vogel nicht im Sinne des US-amerikanischen Endagered Species Act als bedroht eingestuft wird. Doch 2015 entschied die zuständige Behörde, der US Fish and Wildlife Service, dass die Schutzmaßnahmen der Obama-Regierung ausreichend seien. Danach haben die Republikaner im Kongress eine Aufnahme des Beifußhuhnes in die Artenschutzlisten verhindert. Ob sich die Populationen angesichts des weiterhin steigenden Drucks wieder erholen können, wäre aber auch mit einem Schutzstatus fraglich. (Michael Vosatka, 16.3.2024)