Polizei Haiti
Polizisten im Einsatz gegen bewaffnete Bandenmitglieder.
REUTERS/Ralph Tedy Erol

Port-au-Prince – Im Krisenstaat Haiti haben mutmaßliche Bandenmitglieder einen Container des Kinderhilfswerks UNICEF geplündert. Der Container im Hafen der Hauptstadt Port-au-Prince habe Hilfsgüter für Mütter, Neugeborene und Kinder enthalten, darunter Beatmungsgeräte, Material für die frühkindliche Entwicklung und Ausrüstung für die Wasseraufbereitung, teilte Unicef am Wochenende mit.

Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen waren bewaffnete Gruppen vor einer Woche in den Hafen eingedrungen und hatten über 260 Container von Hilfsorganisationen in ihre Gewalt gebracht. "Inmitten eines zusammenbrechenden Gesundheitssystems Kindern lebenswichtige medizinische Versorgung vorzuenthalten, stellt eine Verletzung ihrer Rechte dar", sagte der Unicef-Vertreter in Haiti, Bruno Maes. "Die Plünderung von Hilfsgütern, die für die lebensrettende Unterstützung von Kindern unerlässlich sind, muss sofort aufhören und der Zugang für humanitäre Hilfe muss sichergestellt werden." Unterdessen teilte das guatemaltekische Außenministerium mit, dass das Büro seines Honorarkonsuls in Port-au-Prince ebenfalls geplündert worden sei.

Fortschreitende Eskalation

Die Krise in Haiti ist in den vergangenen Wochen immer weiter eskaliert. Die mächtigen Banden des Karibikstaats verhinderten zuletzt die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Henry trat daraufhin zurück. Derzeit verfügt Haiti über keine funktionierende Regierung. Ein Präsidialrat aus Vertretern verschiedener Parteien und gesellschaftlicher Gruppen soll nun vorübergehend die Amtsgeschäfte übernehmen.

Inzwischen haben die Banden laut UN rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind etwa 362.000 Haitianer innerhalb des Landes vertrieben, mehr als die Hälfte davon Kinder. Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis leidet unter akutem Hunger. (APA, 17.3.2024)