Schlägt alles bisher Dagewesene: der Windrunner von Radia, der 2027 das erste Mal abheben soll.
Schlägt alles bisher Dagewesene: der Windrunner von Radia, der 2027 das erste Mal abheben soll.
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Geht es nach Mark Lundstrom, wird in absehbarer Zeit ein neuer Flugzeuggigant den Himmel erobern, neben dem selbst die Antonov An-225 wie ein Zwerg aussehen soll. Windrunner heißt das Frachtflugzeug, an dem Lundstrom, ein am MIT ausgebildeter Wissenschafter, und sein Team bereits seit sieben Jahren arbeiten.

Es soll 108 Meter lang, 24 Meter hoch und 80 Meter breit werden. Eine Boeing 747-8 ist im Vergleich dazu 76,3 Meter lang. Bisher galt die 84 Meter lange Antonov An-255 "Mrija" als das größte Flugzeug der Welt. Es wurde beim russischen Angriff auf die Ukraine zerstört.Das Volumen des Frachtraums beträgt rund 8.200 Kubikmeter. Das ist siebenmal mehr, als die Antonov hatte, heißt es. Der Windrunner soll ein Gewicht von 72 Tonnen transportieren können. Allerdings konnte eine An-225 schon einmal eine Ölpipeline-Ausrüstung von 247 Tonnen auf einem Flug von Prag nach Taschkent stemmen.

Die größten Rotorflügel für Windräder sollen in dem gigantischen Frachtflugzeug Platz finden.
Die größten Rotorflügel für Windräder sollen in dem gigantischen Frachtflugzeug Platz finden.
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Aber wozu braucht es ein so großes Flugzeug überhaupt? Der Name der Maschine deutet es schon an: Das Flugzeug soll Windturbinenblätter von der Länge eines Footballfeldes transportieren. Diese Blätter, die zu den längsten der Welt gehören, werden derzeit nur für Offshore-Projekte verwendet, da sie an Land nur begrenzt transportiert werden können. Das soll sich mit dem Einsatz von Windrunner ändern. Das Flugzeug soll die Rotorblätter auch zum jeweiligen Einsatzort auf dem Festland bringen, etwa in den US-Bundesstaat Nevada, wo ein riesiger Windpark entstehen soll.

Ein Vorteil des neuen Flugzeugs: Es soll auch auf unbefestigtem Gelände landen können.
Ein Vorteil des neuen Flugzeugs: Es soll auch auf unbefestigtem Gelände landen können.
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Um das riesige Flugzeug betreiben zu können, braucht man eine spezielle Infrastruktur. Ein Rollfeld direkt bei der Rotorblattfabrik zum Beispiel. 1,8 Kilometer sollten für die Rollbahn reichen, heißt es. Ein durchschnittliches Passagierflugzeug verwendet typischerweise ein Rollfeld, das zwischen 30 und 110 Prozent länger ist. Das Flugzeug soll sogar auf unbefestigten Böden starten und landen können. Einen besonderen Fokus lege man bei Radia, dem Unternehmen, das die Riesenmaschine bauen will, auf die Stabilität der gigantischen Maschine während Start und Landung, wie es auf der Firmenwebsite heißt. Die maximale Flugstrecke wird mit 2.000 Kilometern angegeben.

108 Meter lang, 24 Meter hoch und 80 Meter breit soll der neue Gigant unter den Frachtflugzeugen sein.
108 Meter lang, 24 Meter hoch und 80 Meter breit soll der neue Gigant unter den Frachtflugzeugen sein.
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Radia hat 104 Millionen US-Dollar eingesammelt und wird laut Pitchbook mit einer Milliarde Dollar bewertet. Zu den Mitarbeitern und Beratern gehören derzeitige und ehemalige Führungskräfte von Boeing, der US Federal Aviation Administration, von Versorgungsunternehmen und Entwicklern erneuerbarer Energien. Zu den Geldgebern zählen der Ölriese Conoco Phillips und die Risikofirmen Caruso Ventures, Capital Factory und Good Growth Capital, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Neben dem Transport von Bauteilen sei auch die Verwendung für militärische Zwecke und in der kommerziellen Luftfahrt, also für die Beförderung von Passagieren, denkbar, heißt es. Einigen Berichten zufolge soll der kommerzielle Betrieb bereits 2027 aufgenommen werden, aber auf der Website von Radia ist kein Zeitplan angegeben. (red, 20.3.2024)