Jetzt darf also die "militärische Spezialoperation" in Russland "Krieg" genannt werden. Bis vor kurzem wanderte man dafür noch ins Gefängnis. Nun aber sagt Dmitri Peskow, der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, ganz offiziell: "Wir befinden uns im Kriegszustand. Ja, das hat als militärische Spezialoperation begonnen, aber sobald sich dieses Grüppchen dort gebildet hatte, seit der gesamte Westen aufseiten der Ukraine beteiligt ist, ist es für uns ein Krieg geworden."

Wladimir Putin
Sieht sich mit dem "kollektiven Westen" im Krieg: der russische Präsident Wladimir Putin.
EPA/SERGEI ILNITSKY

Das ist vor allem wegen der Begründung signifikant. Ein Krieg ist es nur, weil "der Westen" der Ukraine zu Hilfe gekommen ist. Putin betrachtet sich aber schon länger als mit dem "kollektiven Westen" im Kriegszustand stehend. Der "dekadente Westen" ist der eigentliche Feind, nicht die "abtrünnige" Ukraine, die es in seinem Verständnis eigentlich gar nicht gibt.

Gegen den Westen soll es eine "neue Weltordnung" geben, zusammen mit China und so fortschrittlichen Staaten wie dem Iran. Aber auch der Globale Süden werde sich an der Seite Russlands gegen den Westen erheben, hat Putin schon seit Jahren immer wieder in Grundsatzreden gesagt.

Nun verbindet der russische Präsident diesen Umsturz der Weltordnung erstmals mit dem Begriff "Krieg". Und wenn er sich in der Ukraine durchsetzt, dann hat er auch mit seiner neuen Weltordnung gesiegt. Im Westen haben das einige noch immer nicht begriffen, selbst Papst Franziskus nicht. (Hans Rauscher, 22.3.2024)