Überschreitet mit seiner Rhetorik oft Grenzen: Herbert Kickl (FPÖ).
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In einem ausladenden Sonntagsinterview hat die Krone dem blauen Herrenreiter Herbert Kickl Gelegenheit gegeben, sich selbst und sein Gedankengut zu erläutern. Dabei ging es auch um Kickls grenzüberschreitenden Sprachgebrauch.

Van der Bellen – "senile Mumie", Werner Kogler – "das Grindigste überhaupt": Kickls Diktion liegt stets hautnah am Gezeter jener verlorenen Seelen, die in Unterwäsche vor dem Computer sitzen und im Schutze des Anonymats ihre Frustrationen verbal austoben. Wenn Kickl sich selbst interpretiert, sieht er das naturgemäß freundlicher.

"Senile Mumie" sei "erstens ein sprachliches Bild". Und: "Senil" bedeute nichts anderes als "vergesslich", "Mumie" nichts anderes als "Unbeweglichkeit". Das ist freilich auch als "sprachliches Bild" daneben, weil Mumien mausetot sind und daher nicht "vergesslich" sein können. Es ist aber auch schmierig, weil Kickl so tut, als sei er im Besitz einer Freizeichnungsklausel, die es ihm erlaubt, jeden Opponenten nach Gutdünken herabzuwürdigen. "Senil" gehört zu einer anderen Tonlage als "vergesslich", das sollte er als bestbezahlter Lyriker des Landes wissen.

Das einzig Gute an Kickls Rhetorik: Grindig, wie sie ist, könnte sie womöglich zu einem echten Hemmschuh für eine Koalition mit der Volkspartei werden. Darauf, dass die ÖVP viel Bedacht auf Polithygiene nimmt, wenn der Machterhalt winkt, sollte man sich freilich nicht verlassen. (Christoph Winder, 24.3.2024)