Inmitten des Skulpturenparks von Winden am Neusiedlersee steht ein interessantes Gebäude. Das Erdgeschoß ist vollständig verglast, sodass man wie in eine Auslage hineinsehen kann: Schmuckeier in allen Größen und in den verschiedensten Ausformungen sind hier ausgestellt. Da stehen kunstvoll emaillierte, große Eier, die an die russische Tradition der Fabergé-Eier erinnern. Da sind reliefartig geschnitzte chinesische Arbeiten aus Halbedelsteinen, und da sind bunte Ostereier, deren Schalen Bauern bemalt oder geritzt haben. Auch ein versteinertes Dinosaurier-Ei aus der Mongolei gibt es.

Eiermuseum in Winden mit vielen Modellen von Eiern
Das Erdgeschoß des Eiermuseums ist verglast, sodass man wie bei einer Vitrine hineinsehen kann.
Thomas Ruzicka

Das Ei als Sinnbild des Lebens hat in der Mythologie seinen festen Platz. Die Vielfalt, mit der in der Kunst das Thema aufgegriffen wird, inspirierte den Bildhauer Wander Bertoni. Der gebürtige Italiener absolvierte sein Studium an der Wiener Akademie bei Wotruba. Von seinen zahlreichen Reisen brachte er immer wieder Schmuckeier mit in die kleine Gemeinde am Neusiedler See, wo er in der Gritsch-Mühle lebte und arbeitete.

Das Gelände der Gritsch-Mühle in Winden
Auf dem Gelände der Gritsch-Mühle lebte und arbeitete Wander Bertoni. Seine Witwe lebt noch immer hier.
Thomas Ruzicka

Im Laufe der Zeit kam eine beträchtliche Sammlung von gut 4.000 Exemplare zusammen; ein eigenes Gebäude wurde notwendig. Seit 2010 gibt es hier das Eiermuseum, das von Ulrike Schartner und Alexander Hagner vom Wiener Architekturbüro Gaupenraub einfühlsam auf die Wiese vor der alten Wassermühle gesetzt wurde. Bertoni, er verstarb 2019, war zufrieden mit dem Museumsbau. Im auskragenden oberen Stockwerk kommt das Tageslicht über ein horizontales Glasband nur indirekt von unten. Dort werden die Eier aufbewahrt, die besonders fragil sind und keinem direkten Tageslicht ausgesetzt werden sollen.

Eiermuseum in Winden am See
Das Eiermuseum ist ein stimmiger, luftiger Bau. Der weitläufigen Skulpturenpark rundherum ist frei zugänglich.
Thomas Ruzicka

Auch in anderen Teilen des Areals ist die Idee der Auslage oder der Glasvitrine ab und an verwirklicht. Das Gelände ist frei zugänglich, aber wenn doch Teile geschlossen sind, lässt sich von außen über die Glasfronten viel sehen. Häufig waren es phallusartige Gebilde, die Bertoni schuf. Doch auch Eier entstanden. Im Skulpturenpark stehen zwei große halbe Eierschalen in Schwarz und Weiß, die an der Innenseite wie ein Uterus ausgestaltet sind. Der Besucher darf sich hineinsetzen und wie ein Fötus fühlen. (Johanna Ruzicka, 30.3.2024)