Dominik Wlazny steht gut da. Zumindest was die Umfragen betrifft, liegt seine Bierpartei über der Vier-Prozent-Hürde. Würde am Sonntag gewählt, würde die Bierpartei genug Unterstützung erfahren, um in den Nationalrat einzuziehen. Doch Dominik Wlazny steht auch schlecht da. Nämlich was die neuen Mitglieder für die Bierpartei betrifft.

Dominik Wlazny alias Marco Pogo ist Parteivorsitzender der Bierpartei.
IMAGO/Andreas Stroh

Acht Wochen sind vergangen, seit er vor die Medien getreten ist und sein Ziel ausgegeben hat: Bis Ende April sollen 20.000 Menschen die Bierpartei unterstützen und auch dafür bezahlen. 59 Euro kostet die Mitgliedschaft pro Jahr. Mehr als eine Million Euro will der Sänger der Band Turbobier so sammeln – um fit für die Wahl und das Parlament zu werden. Zu Beginn kamen einige neue Anhängerinnen und Anhänger. Zuletzt hat das Interesse allerdings nachgelassen. Der Zwischenstand: Die Hälfte habe man zusammen, sagte Wlazny am Mittwoch im Presseclub Concordia in Wien.

Doch die Uhr tickt. Nicht einmal mehr fünf Wochen hat er noch Zeit, um zu verdoppeln. "Der Aufbau einer Partei ist eine unglaublich aufwendige G'schicht", erklärte Wlazny. Dabei sei er im Grunde seines Wesens "ein ungeduldiger Mensch", gestand er ein. Und: "Wir arbeiten akribisch und gut überlegt am Aufbau der Bierpartei – das dauert."

Kandidatur trotz weniger Mitglieder?

Mit dem Ziel der Kandidatur doch noch so fern und der Chance, in den Nationalrat zu kommen, doch so nah, war es am Mittwoch auch Zeit für Relativierungen. Der Tag der Entscheidung sei der 30. April, da werde ein "Kassasturz" gemacht. Doch was, wenn es sich nicht ausgeht? Wird die Partei dann auf die Kandidatur verzichten? "Wir brauchen die finanziellen Mittel, um die Bierpartei parlamentsfit zu machen", sagte Wlazny. Das ist keine klare Absage an eine Kandidatur mit weniger Unterstützenden. So richtig ausschließen wollte Wlazny die Kandidatur auch auf Nachfragen nicht. "Zur Relation: Rapid Wien hatte im September 2023 rund 16.000 Mitglieder, und das ist der größte Fußballverein Österreichs", erklärte Wlazny.

Womit der Punkrocker Recht hat: Das Anwerben neuer Mitglieder ist keine einfache Sache – nicht nur im Sport, sondern vor allem auch in der Politik. Vor rund einem Jahr traten im Vorfeld der internen Vorsitzwahl rund 12.000 neue Mitglieder der SPÖ bei. Die Neos zählen seit Jahren rund 3.000 Mitglieder.

Trotzdem verfolgt er sein Ziel weiter: Erste Versammlungen der Bierpartei seien in Wien und anderen Bundesländern bereits abgehalten worden, weitere sollen folgen. Was dort passiert? "Wir checken ab, wer sich wie in die Bierpartei einbringen kann", erklärte Wlazny. Man habe tausende Zuschriften erhalten, aber letzten Endes könne man dies erst in einem persönlichen Gespräch klären. Der Andrang in Wien sei jedenfalls so groß gewesen, berichtet Wlazny, dass nicht alle ins Schutzhaus Zukunft auf der Schmelz gepasst hätten. "Sorry hierfür, das nächste Mal gehen wir in die Stadthalle."

Allerdings: Um die Bundeshauptstadt muss sich die Bierpartei am wenigsten Sorgen machen. Bei der Gemeinderatswahl 2020 erreichte sie wienweit zwar lediglich 1,8 Prozent und zog nicht in das Stadtparlament ein, trotzdem konnte sie elf Bezirksrätinnen und Bezirksräte für sich beanspruchen. Zwei Jahre später fuhr Wlazny bei der Bundespräsidentschaftswahl mit 10,7 Prozent in Wien sein bestes Ergebnis ein – in Simmering, wo Wlazny Bezirksrat ist, stimmten sogar 14,4 Prozent für ihn. Klar ist für die Bierpartei: "Es gibt 39 Regionalwahlkreise, und wir wollen in allen vertreten sein."

Respekt statt Schnitzel

Aber nicht nur Mitglieder braucht es für einen Wahlkampf – auch Inhalte will Wlazny nach und nach konkretisieren. Über die Berichterstattung ärgerte sich Wlazny ganz offen: Er höre immer den Vorwurf, dass man gar nicht wisse, wofür die Bierpartei steht, kritisierte er. Dabei habe er die Themen, die er wichtig finde, bereits bei der Bundespräsidentschaftswahl angesprochen. Was dazu gehöre? "Der Jugend gehört die Zukunft, ihre Stimme soll nicht nur gehört, sondern aktiv eingebunden werden." Er spreche sich gegen "Bildungsschubladen" aus, in die Kinder "wegsortiert" würden. Er trete für die Gleichberechtigung von Frauen ein und gegen jede Form von Diskriminierung. Denn nur eine Gesellschaft, in der Frauen die gleichen Chancen hätten, sei eine, "in der wir leben wollen". Außerdem brauche es faire Löhne in allen Gesundheits- und Pflegeberufen, Wohnen dürfe kein Luxus sein, Kunst und Kultur der Kleber der Gesellschaft.

Und wie steht die Partei zum Thema Migration? "Wir werden nicht über Menschenrechte diskutieren, die sind einzementiert. Punkt." Es brauche Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt. Dafür sei "Deutsch die Grundbedingung, die man auch einfordern muss, denn ohne Sprache gibt es keine Integration". Außerdem gebe es einen Wertekompass, an den es sich zu halten gelte: Dieser umfasse nicht das "Schnitzel und die Lederhose", sondern Respekt, Toleranz und gegenseitige Wertschätzung. Das klingt schon sehr nach Wahlkampf – auch wenn die Kandidatur noch nicht fix ist. (ook, 27.3.2024)