Frau sitzt verzweifelt an einem Tisch voller Rechnungen und Zettel
Ein ziemlicher Haufen schwieriger Themen liegt auf den Schreibtischen der Personalverantwortlichen.
imago stock&people

Kein Monat ist nun vergangen, in dem nicht ein neues Kunstwort für einen entspannten oder sogar widerständigen Umgang mit der Arbeit durch Social Media geschwappt ist. Das wird wohl an der Konjunktur – für 2024 ist Stagnation vorausgesagt – liegen. Das wird wohl auch an steigender Arbeitslosigkeit und anhaltend hohen Lebenshaltungskosten, an wachsenden Zukunftsängsten liegen. Lieber "flach liegen", nur "das absolute Minimum arbeiten" – das ist gerade nicht der Hype in der digitalen Kommunikation zur Jobwelt.

Können Personalabteilungen also jetzt endlich wieder einmal durchatmen, weil der vermeintliche Übermut der Jungen gebremst ist, nicht mehr so viele angeblich komische Vorstellungen von Arbeit herumspuken und die Kraft der Umstände wieder eine neue, alte Disziplin einkehren lässt, die Teams wieder führbarer macht? Budgets für überbordendes Arbeitgebermarketing (Employer Branding) werden sowieso gestutzt, es wird auch Personal abgebaut, also gehen so viele Tänzchen eh nicht mehr.

Es kommt noch mehr

Also endlich wieder geordnetere Bahnen? Entspannter wird es für Human Resources sicher nicht. Ganz im Gegenteil. Jetzt geht es wirklich los. Der erste Hangover durch künstliche Intelligenz ist da – sie ist auch keine Silver Bullet im Personalbereich, zwingt vielmehr zu einer Neuaufstellung der Prozesse und zur Frage, an welchem Punkt der Mensch im Mittelpunkt stehen soll und wie eigentlich (statt als passende Größe einer Stellenausschreibung). Zudem hinterfragen diese heranwachsenden Werkzeuge HR selbst.

Zusätzlich wird ein enormer sogenannter Skill-Gap immer schmerzlicher sichtbar: Die Leute können nicht das, was Unternehmen glauben zu brauchen – intern gibt es Widerstände, extern sind die Fachleute rar. War und ist das Recruiting falsch aufgestellt? Wer ist übersehen, wer enttäuscht worden? Wie erschöpft ist die ganze Organisation, wie können wir das Thema Mental Health anpacken?

Kosten- und Spardruck

Und, auch wenn nur eingeschränkt stimmt, was Jobportale gerne aussenden, nämlich dass so unglaublich viele Menschen an Jobwechsel denken: Da liegen zwei Probleme auf den Tischen der HR. Einerseits die selbstbewusst eingeforderten Gehaltssteigerungen und andererseits der selbsterschaffene Gap zwischen lustigem Employer-Branding, das alles verspricht, und der unternehmensinternen Wirklichkeit, die aufgrund nicht weiterentwickelter Systeme, Prozesse und Strukturen nur wenige der hochtrabenden Versprechen halten kann.

Weiters ist jetzt auch die Personalabteilung gefordert, saubere und sortierte Daten für das Reporting rund um die Corporate Sustainability Reporting Directive zu liefern – nichtfinanzielle Gebarung ist nicht mehr nur Thema für Abendevents zur Arbeitgeberwerbung.

Und, abseits wenig hochfliegender Beliebtheitswerte von Personalleitungen: Wie ist die Stimmung in der Belegschaft, die zunehmend mit Abbau konfrontiert ist und in der so gut wie alle Themen der bedrohlichen Weltlage aufschlagen? (Karin Bauer, 1.4.2024)