Am 5. April werden die roten Hemden der österreichischen Nationalmannschaften zum ersten Mal in Linz über das Spielfeld laufen, beim Frauen-Länderspiel gegen Deutschland.
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Heute soll es um die Fußballtrikots der Nationalmannschaft gehen. Das hatten wir doch schon, werden nun einige mit den Augen rollen. Tatsächlich war in letzter Zeit des Öfteren die Rede von den Uniformen der Fußballer. Erst diskutierte Deutschland hochemotional über pinke Auswärtstrikots, am vergangenen Wochenende mussten sich sogar die deutschen Feuilletons mit der Ablöse des Ausstatters Adidas durch Nike beschäftigen. Zu guter Letzt ein weiterer Skandal: Die Rückennummer der deutschen Trikots mit der 44 erinnerte zu stark an die Runen der Schutzstaffel SS aus der Zeit des Nationalsozialismus – Verkaufsstopp durch den DFB.

Wir allerdings wollen uns mit jenen Trikots beschäftigen, die bislang ein wenig zu kurz gekommen sind. Die Rede ist von den Hemden der österreichischen Nationalmannschaft, hergestellt und erdacht von Puma. Sie fallen nämlich so ganz anders aus als die der deutschen Kollegen und Kolleginnen. Geradezu kunstsinnig, könnte man sagen. Zum wiederholten Mal wurde für die Gestaltung nämlich der Jugendstil herbeibemüht. In den Pressetexten heißt es, die Hemden vereinten "Tradition und Moderne", sie seien "von der filigranen Schönheit der österreichischen Jugendstil-Architektur inspiriert".

Tatsächlich ziehen sich über den Rumpf der roten Trikots organische Linienmuster. Wieso, weshalb, warum, ist nicht ganz klar. "Was soll das Muster? Liniennetz der Oebb?", "Das ist glaub ich Hundertwasser", "Ein 12-Jähriger hat bessere Designideen", lauten die Modekritiken auf dem Account des ÖFB. Ein deutscher Fan rät gar: "Lasst euch vom Trikot nicht runterziehen."

Die kritischen Stimmen sind nachvollziehbar. Und sie werfen Fragen auf. Handelt es sich bei den Nationalspielern und Nationalspielerinnen auf dem Rasen etwa um weitere Jugendstil-Highlights des Landes – neben Ankeruhr, Klimt-Villa und Wiener Secession? Und sind Manuela Zinsberger oder David Alaba nun inoffizielle Mitarbeiter von Wien-Tourismus?

Das ÖFB-Auswärtstrikot.
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Man könnte auch sagen: Im Gegensatz zum deutschen Sporthersteller Adidas mangelt es dem Konkurrenten Puma an Humor. Hatten die Herzogenauracher die pinken Trikots in eine ironische Werbekampagne eingebettet, die fragte, was denn nun "typisch deutsch" sei, nimmt Puma die Sache viel zu ernst – und wühlt in der Mottenkiste der Kunstgeschichte. Die Auswärtsgestaltung? Auch nicht aufregender. Klassisch weiß, mit grauen und türkisen Akzenten. Dabei handele es sich um eine Anspielung auf die "grafische Neuinterpretation des Adlers und seiner Flügel", es repräsentiere die "Affinität der Nation zu Natur und Abenteuer", sagt der Hersteller. Na ja.

Die roten Jugendstil-Kunstwerke gibt es übrigens schon am 5. April in Aktion zu sehen – beim Frauen-Länderspiel gegen Deutschland. Dann wird sich zeigen, wer modisch die Nase vorn hat. Wir behalten die Trikots im Auge, so viel ist sicher. (Anne Feldkamp, 2.4.2024)