Maryse Condé war eine französische Schriftstellerin.
Maryse Condé war eine französische Schriftstellerin.
AFP/CLEMENT MAHOUDEAU

Die preisgekrönte karibische Dichterin Maryse Condé ist tot. Die in Pointe-à-Pitre, der größten Stadt des französischen Übersee-Départements Guadeloupe, geborene Autorin ist im Alter von 90 Jahren in der Nacht auf Dienstag in einem Krankenhaus in Südfrankreich gestorben, wie die französische Nachrichtenagentur AFP von ihrem Ehemann erfuhr.

Condé hat für ihre Werke, in denen sie sich kritisch mit Rassismus und dem Schicksal der Schwarzen in der Karibik auseinandersetzt, zahlreiche Auszeichnungen erhalten - darunter 2018 jenen Preis, der in Schweden als Alternative zum Literaturnobelpreis vergeben wurde, als dieser nicht verliehen wurde, den "Literaturpreis der Neuen Akademie". Sie habe in ihren Büchern respektvoll und präzise, aber auch mit Humor über die Verheerungen des Kolonialismus als auch die chaotische Zeit des Postkolonialismus geschrieben, hieß es damals in der Begründung.

Religionen, Ethnien und Sklavenhandel

Von ihrem breiten, Romane, Erzählungen, Essays, Kinderbücher und Theaterstücke umfassenden Werk wurde nur wenig auf Deutsch übersetzt. Beachtung fand der Roman "Ich, Tituba, die schwarze Hexe von Salem" (1986), der von einer Sklaventochter handelt. Mit dem Roman "Segu. Mauern aus Lehm" (1988) schaffte sie den Durchbruch. Das Buch handelt vom Untergang der Stadt Segu und erzählt über die Rivalität der Religionen und Ethnien, über Sklavenhandel, Liebe und Familie. Auch "Unter den Mangroven" (1991) sowie "Wie Spreu im Wind" (2004) wurden übersetzt. In dem Erzählband "Victoire. Ein Frauenleben im kolonialen Guadeloupe" (2011) hat sie ihrer Großmutter in einem Sittengemälde der französischen Karibik zur Kolonialzeit des 19. Jahrhunderts ein literarisches Denkmal gesetzt. Erst 2023 erschien das Werk "Das Evangelium der neuen Welt", das von einem Findelkind auf einer Karibikinsel handelt.

1953 ging die "Weltbürgerin, die sich nie scheute, gegen den Strom zu schwimmen" ("Neue Zürcher Zeitung"), nach Paris, wo sie später an der Sorbonne Vergleichende Literaturwissenschaft studierte. Ihre Doktorarbeit befasste sich mit Stereotypen von Schwarzen in der westindischen Literatur. In den 1960er-Jahren lebte sie nach der Heirat mit einem guineischen Schauspieler in Mal, Guinea, Ghana und Senegal. An der Sorbonne und an der Columbia University lehrte sie frankophone afrikanische Literatur. In den letzten Jahren lebte sie in der Provence. (APA, 2.4.2024)