Vor zwei Jahren verlor er noch die Bürgermeisterwahlen in seiner Heimatgemeinde N'Diaganiao, seit Anfang der Woche ist Bassirou Diomaye Faye Senegals jüngster Präsident aller Zeiten. Dabei saß der 44-Jährige aus dem 6.000-Einwohner-Dorf bis zehn Tage vor der Wahl noch im Gefängnis. Eine Beleidigung eines Richters, die Diffamierung der Verwaltung und die Verbreitung von Falschnachrichten wurden ihm offiziell vorgeworfen. Viel eher brachte ihn aber die Angst seines Vorgängers, Macky Sall, vor der nun eingetretenen Trendwende im westafrikanischen Land hinter Gitter. Dass der "konstitutionelle Putsch" Salls, der nach zwölf Jahren und zwei Perioden zu offensichtlich mit einer verfassungswidrigen dritten Amtszeit liebäugelte, abgeblasen wurde, ist den Anhängern Fayes sowie dessen Verbündeten Ousmane Sonko zu verdanken.

Diomaye
Mit 44 Jahren ist Diomaye Faye das jüngste gewählte Staatsoberhaupt des Kontinents.
AFP/Senegalese Presidency/-

Der eigentliche Oppositionsführer Sonko wurde nach anhaltenden Protesten der jungen Bevölkerung ebenfalls amnestiert, blieb aufgrund der schwereren Vorwürfe aber von der Wahl ausgeschlossen. Faye, genannt nur Diomaye, der Ehrenwerte, lernte Sonko nach dem Jusstudium und der Verwaltungsausbildung in Dakar bei der Finanzbehörde kennen. Verärgert über die Korruption gründeten sie eine Gewerkschaft und später die Pastef-Partei (Afrikanische Patrioten des Senegal für Arbeit, Ethik und Brüderlichkeit). Sie wurde im Zuge des schleichenden Niedergangs der Demokratie in den vergangenen Jahren verboten, doch ihre Idee eines "linken Panafrikanismus" mit mitunter populistischen Parolen verfing. "Diomaye ist Sonko" und "Sonko ist Diomaye" skandierten begeisterte Mengen im ereignisreichen Wahlkampf. Als reiner Statthalter gestartet, gewann Diomaye aber zusehends an Popularität.

Den Sozialismus habe der Familie Diomayes Großvater eingeimpft, erzählt der Präsidentenvater heute. Großvater Diomaye hatte im Zweiten Weltkrieg auf der Seite Kolonialfrankreichs gegen die Nazis gekämpft und später selbst die Kolonialisten erfolgreich bekämpft, als diese den Schulbau in seinem Heimatdorf zu unterdrücken versuchten. Der gläubige Muslim, der polygam lebt und mit seinen beiden First Ladys vier Kinder hat, trägt bevorzugt traditionelle Kleider und ist ein Fan Barack Obamas und Nelson Mandelas. Er will eine stärkere Umverteilung der Gewinne aus Senegals Rohstoffen, zugleich aber „sicherer und zuverlässiger Verbündeter jedes Partners" bleiben. (Fabian Sommavilla, 4.4.2024)