Festival Milo Rau Kongo Klima Landeshauptstadt
"Justice", das anklagende Opernwerk von Hèctor Parra und Fiston Mwanza Mujila, eröffnet zu Monatsende den Themenreigen in der Traisen-Metropole.
GTG / Carole Parodi

Tangente St. Pölten - Festival für Gegenwartskultur wird am 30. April mit der Oper Justice in der Inszenierung von Milo Rau im Festspielhaus eröffnet. Neben Erinnerung und Demokratie bildet Ökologie einen der drei Themenschwerpunkte des Veranstaltungsreigens. Von 9. bis 11. Mai findet eine Klimakonferenz der Zivilgesellschaft unter dem Titel "Tipping Time" im Sonnenpark statt. Entlang von Traisen und Mühlbach ist ab Mai der Kunstparcours "The Way of the Water" zu sehen.

"In künstlerischen und diskursiven Vorschlägen geht es darum, unser Verhältnis zur Natur zu verändern, weg von Ausbeutung und hin zu einer Partner:innenschaft", beschrieb Tarun Kade, kuratorischer Leiter der Tangente St. Pölten, das spartenübergreifende Festivalprogramm. Nach der feierlichen Eröffnung am 30. April und am Tag darauf wird die Oper Justice von Hèctor Parra gezeigt, Drehbuch und Regie stammen vom neuen Intendanten der Wiener Festwochen, dem Schweizer Milo Rau. Nach der Uraufführung im Jänner in Genf ist das Stück in St. Pölten als österreichische Erstaufführung zu sehen. Thematisch dreht sich die Oper um die Rohstoffausbeutung in Afrika und die dort im Stich gelassene lokale Bevölkerung. Gegeißelt wird die Unbedenklichkeit im Umgang mit Ressourcen - und der zynische Umgang mit allen Opfern der Umweltverheerung im Kongo.

Am 1. Mai setzen Pianist Pierre-Laurent Aimard und Schauspielerin Birgit Minichmayr das Werk Katalog der Vögel von Olivier Messiaen in einen neuen Kontext mit ausgewählten Texten von Fiston Mwanza Mujila, dem Autor des Librettos von Justice, und der Philosophin Vinciane Despret. Das Konzert beginnt im Festspielhaus St. Pölten und führt anschließend an weitere Orte der Stadt, darunter die ehemalige Synagoge.

Als "eine Ausstellung im öffentlichen Raum in Zusammenarbeit mit der Traisen und dem Mühlbach" ist der Kunstparcours "The Way of the Water" konzipiert, der von Kuratorin Joanna Warsza und Associated Curator für Bildende Kunst Lorena Moreno Vera entwickelt wird. Nach der Eröffnung von 1. bis 3. Mai sind bis 6. Oktober insgesamt 23 künstlerische Positionen entlang der Gewässer zu erleben. Laut Moreno Vera handelt es sich um eine Ausstellung, "welche die soziale und politische Bedeutung dessen nachvollziehbar macht, was es heißt, ein Glas Wasser zu trinken, mit Wasser zu denken und selbst Wasser zu sein, sowohl in St. Pölten als auch anderswo in der Welt".

Wald und Wiese

"Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese" heißt es im Rahmen von Shared Landscapes von Rimini Protokoll. Die lokale Neuinszenierung des europäischen Projekts ist von 3. bis 5. und von 10. bis 12. Mai in der Umgebung von St. Pölten zu erleben. Das "TangenteStraßenfest" findet am 4. Mai bei freiem Eintritt statt. Am Abend geht "Alien Disko" kuratiert von The Notwist über die Bühne. Die Performance Eine Stunde für Florian von Christian Philipp Müller wird am 5. Mai am Domplatz gezeigt.

"Tipping Time" wird von Tangente und Globart (von Jakob Brossmann, Stefanie Jaksch und anderen) kuratiert und vom Verein Solektiv realisiert. Zu den Gästen zählen der Soziologe Nikolaj Schultz, Ökonomin Ilona Otto, Kulturwissenschaftlerin Karin Harrasser und Umweltaktivist Peter Emorinken-Donatus. Auf die Besucher warten unter anderem Vorträge, Workshops und der "Tag der Initiativen" am 11. Mai. "Wir erleben ein Kippen", sagte Brossmann, es gebe in unserer Lebenszeit mit ungeheurem Tempo "eine gigantische klimatische und ökologische Verschiebung, und wir schaffen es bisher nicht, ihr angemessen entgegenzutreten". Vorstellungen, wie wir mit dieser Gegenwart umgehen können, und eine positive Zukunft zu gestalten, würden oft fehlen: "Und hier kommen Kunst und Aktivismus ins Spiel: Gemeinsam wollen wir uns dieser Gegenwart stellen." (APA, red, 4.4.2024)