Boder 
Dirigent Michael Boder
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Es gab noch interessante Pläne: Der deutsche Dirigent Michael Boder, der am Sonntag im Alter von 65 Jahren überraschend in Wien verstarb, hätte für das MusikTheater an der Wien das Schönberg-Projekt "Freitag, der Dreizehnte" umsetzen sollen, das am 26. April nun ohne ihn Uraufführung feiern wird. Boder hatte sich im Laufe seiner Karriere als Spezialist für zeitgenössisches Musikschaffen etabliert und war nicht zuletzt in dieser Funktion den Wiener Opernhäusern eng verbunden. Schönberg zu interpretieren und dies mit dem Klangforum Wien, wäre ihm wohl ein spezielles Anliegen gewesen.

Boder, 1958 im hessischen Darmstadt geboren, wurde, noch keine dreißig Jahre alt, Musikdirektor der Oper in Basel, ab 2008 wirkte er dann auch am Gran Teatre del Liceu in Barcelona in der gleichen Funktion. Boder war bis 2016 zudem Chefdirigent von Det Kongelige Teater Kopenhagen und darüber hinaus als freier Dirigent in den zentralen Opernhäusern der Welt präsent.

Viele Uraufführungen

An der Wiener Staatsoper war der Deutsche 183 Mal als Dirigent zu erleben. Die Qualität seiner Arbeit konnte man an der Uraufführungen von Friedrich Cerhas "Der Riese vom Steinfeld" bewundern oder bei der Umsetzung von Aribert Reimanns "Medea", die im Haus am Ring unter der Intendanz von Ioan Holender erfolgte. Boder stand für einen Stil, der die transparente Offenlegung der Strukturen betonte, zugleich aber auch das klangsinnliche von komplexer Musik hervorzuholen.

Davon profitierten auch Werke der klassischen Moderne wie Richard Strauss "Elektra", die Boder ebenso dirigierte. Den Einakters setzte Boder mit dem Staatsopernorchesters als nervös zuckendes Seelendokument einer bedrohlichen Familienaufstellung mit kurzen lichtvollen Momenten, die sich in dieser blutigen Tragödie der Rachelust idyllisch gaben.

Auch Klassiker der Moderne

Auch im Theater an der Wien war Boder Stammgast und realisierte etwa die Uraufführung von Anno Schreiers "Hamlet" oder Christian Josts "Egmont". "Während unserer ersten Zusammenarbeit - Alban Bergs "Lulu" im Jahr 2010 - habe ich Michael als einen Künstler kennengelernt, dessen Zufriedenheit davon abhing, ob es ihm gelang, das Beste aus seinem Gegenüber heraus zu holen. Für dieses künstlerische Wechselspiel pochte Michaels Herz bis zum letzten Schlag", zollte Intendant Stefan Herheim dem Verstorbenen seinen Respekt. (Ljubiša Tošić, APA, 8.4.2024)