Zu viele Elefanten stören in Botswana die Landwirtschaft.
AFP/MONIRUL BHUIYAN

Kapstadt – Nur wenige Themen bewegen die meinungsstarke Prominenz scheinbar so sehr wie die Trophäenjagd. In Deutschland vereinte das Anliegen so unterschiedliche Persönlichkeiten wie den Modedesigner Wolfgang Joop, den Hip-Hop-Pionier Thomas D, den Kriminalbiologen Mark Benecke, den Schauspieler Ralf Möller und die Dragqueen Olivia Jones. In Großbritannien, wo die Debatte schon letztes Jahr Fahrt aufnahm, haben sich mit Fußballikone Gary Lineker, Rockstar Liam Gallagher und Comedian Ricky Gervais einige noch bekanntere Namen dem Artenschutz der Big Five gewidmet.

Widerspruch kommt vom afrikanischen Kontinent. Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi etwa schickte zunächst im März einen Minister vor, der England die Entsendung von 10.000 lebenden Elefanten in Londons Hyde Park androhte. Und dann legte er in der deutschen Tageszeitung "Bild" persönlich nach. Man werde Deutschland gleich die doppelte Zahl schenken, das sei "kein Scherz", so der äußerst PR-bewusste Präsident.

Abschusspläne

Botswana hat ein Drittel aller Afrikanischen Elefanten, rund 130.000 – und damit nach Einschätzung führender Experten zu viele. Masisi hob vor fünf Jahren ein Jagdverbot auf, unter anderem mit dem nicht ganz unberechtigten Verweis darauf, dass allein in den zwölf vorangegangenen Monaten 17 Menschen von Elefanten getötet und zahlreiche Felder zertrampelt worden seien. Es treffen schließlich zwei Spezies aufeinander, die enormen Lebensraum beanspruchen.

Seitdem darf auch dort abgeschossen werden, 300 bis 400 entsprechende Genehmigungen für die Jagd der in den meisten anderen Ländern vom Aussterben bedrohten Elefanten werden jährlich an Großwildjäger verteilt. Masisi lenkt die Debatte regelmäßig auf die zerstörerischen Dickhäuter, was davon ablenkt, dass er die Abschussquoten für andere Tiere wie Leoparden aus Sicht von Artenschützern viel zu sehr angehoben hat.

Doch pro Tier werden bis 16.000 Dollar kassiert – Befürworter der Trophäenjagd argumentieren, dass so letztlich ein finanzieller Anreiz für ihren Erhalt geschaffen wird. In Kenia, wo seit Jahrzehnten ein Jagdverbot gilt, ist der Bestand tatsächlich massiv gesunken. Hinzu komme, dass viele Gegenden, in denen gejagt wird, landschaftlich schlicht nicht schön genug seien, um die wegfallenden Einnahmen und Arbeitsplätze mit Fotosafari-Tourismus ersetzen zu können. Kritiker halten dem entgegen, dass kaum Geld aus den Jagderlösen bei den oft strukturschwachen Dörfern der Gegend ankommt.

Lukrative Einnahmequelle

Die Branche ist jedenfalls eine lukrative Einnahmequelle für die unzureichend diversifizierte Volkswirtschaft Botswanas, die sich zu lange auf ihren Diamantenreichtum verlassen hat. Die Nachfrage nach den Edelsteinen ist am Boden – auch im Süden Afrikas spürt man die Auswirkungen des Ukrainekrieges. Mit weniger als vier Prozent Wirtschaftswachstum wackelt Botswanas Image als afrikanische Erfolgsgeschichte.

Masisi spricht generell offener aus, was viele andere afrikanische Präsidenten denken. Zuletzt echauffierte er sich bei der G7-Gruppe der führenden Industrienationen über deren Forderung, dass alle Diamantenproduzenten ihre Steine nach Belgien zur Zertifizierung schicken. Der Westen will so verhindern, dass Diamanten aus Russland auf den Markt kommen. Produzierende Länder wie Botswana sehen das aber als unverhältnismäßige Bürde. Europa hat vielerorts einen schweren Stand auf dem Kontinent, weil es einen Stopp von Subventionen für fossile Brennstoffe auf dem Kontinent fordert – sie aber selbst weiter massiv einkauft.

Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi mit seiner Frau.
Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi mit seiner Frau. Der Präsident weiß, wie man in Europa Schlagzeilen macht.
AFP/MICHAEL PETRUS

Ein wenig dürften Masisis forsche Aussagen auch mit der Privatfehde zu tun haben, die er seit Jahren mit Ian Kkama pflegt, seinem Vorgänger im Präsidentenamt. Der schon fast fanatische Tierschützer hatte im Jahr 2014 das Jagdverbot eingeführt. Als es von Masisi gekippt wurde, überwarf er sich mit seinem von ihm selbst aufgebauten Nachfolger, die beiden beschimpfen sich regelmäßig. Im März waren beide in England. Masisi machte gegen das Verbot von Einfuhrgenehmigungen Stimmung. Khama dafür.

Botswanas Staatschef ist sehr wohl bewusst, dass die Verschärfungen bereits bestehender Trophäenjagdbeschränkungen vorwiegend auf EU-Ebene vorangetrieben werden. In Belgien gibt es ein generelles Verbot schon. Und in Frankreich und Italien laufen entsprechende Gesetzgebungsverfahren. Weltweit kommen übrigens mit Abstand die meisten Großwildjäger aus den USA, Deutschland ist allerdings der wichtigste Markt innerhalb der EU für die Einfuhr von Jagdtrophäen: Im vergangenen Jahr gab es 650 entsprechende Einfuhren, davon 231 Bergzebras, 109 Bärenpaviane – und 26 Afrikanische Elefanten. (Christian Putsch aus Kapstadt, 10.4.2024)