Ein Arbeiter isolierte ein Haus mit Dämmmaterial.
Maßnahmen zur thermischen Sanierung werden im Tourismus mit speziellen Förderprogrammen ebenso unterstützt wie der Tausch alter Heizsysteme oder Fenster.
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In der Tourismuswirtschaft interessiert nach wie vor die Zahl der Nächtigungen, auch wenn andere Kenngrößen wie der ökologische Fußabdruck immer mehr ins Zentrum rücken. Das muss kein Widerspruch sein, wenn man es richtig anstellt. Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) jedenfalls ist gewillt, der Branche noch vor dem nächsten Parlamentswahlgang im Herbst den Weg in eine grüne, nachhaltige Zukunft zu weisen – mit einer Politik von Zuckerbrot und Peitsche.

Die zentrale Rolle spielt dabei die Tourismusbank ÖHT, die nach dem Ausscheiden der bisherigen Miteigentümer Unicredit Bank Austria und Erste Bank mehrheitlich im Besitz der österreichischen Kontrollbank steht und wie schon bisher die gewerbliche Tourismusförderung des Bundes abwickelt. Ein Jahr nach Implementierung einer neuen, stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Tourismusförderung gibt es nun eine weitere Neuheit: Mit dem grünen Tourismuskredit wird ab Montag, 6. Mai ein Produkt abrufbar sein, das speziell auf die Bedürfnisse der kleinen Tourismusunternehmen mit wenigen Mitarbeitern und vergleichsweise wenig Umsatz zugeschnitten ist.

Mindestvolumen gesenkt

Das Mindestvolumen wird von den bisher erforderlichen 350.000 Euro auf 70.000 Euro herabgesetzt. "Damit erreichen wir neue Segmente der Tourismusbranche, etwa im Bereich der Landgastronomie. Dort orten wir großes Potenzial für kleinteilige, vor allem aber auch nachhaltige Investitionen", sagte Kraus-Winkler bei der Präsentation der neuen Förderrichtlinien.

Geförderte Investitionskredite können weiter mit dem Nachhaltigkeitsbonus kombiniert werden. Dabei handelt es sich um einen Zuschuss in Höhe von sieben Prozent des nachhaltigkeitsrelevanten Anteils einer Investition in Höhe von maximal 350.000 Euro. Abhängig vom Investitionsstandort ist unter Umständen noch eine zusätzliche landeseigene Anschlussförderung in Form eines Einmalzuschusses möglich.

Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.
Will den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit im Tourismus vorantreiben: die für die Branche zuständige Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.
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Neu ist überdies, dass die Investitionskredite für Tourismusbetriebe mit einem höheren Zinsenzuschuss von 3,0 Prozent statt bisher 2,0 Prozent pro Jahr gefördert werden, sofern mindestens 20 Prozent der förderbaren Projektkosten auf Verbesserung der Energieeffizienz, Einsparung von Ressourcen oder die Reduktion klimaschädlicher Emissionen abzielen. Dazu gehören laut Kraus-Winkler beispielsweise Investitionen, die mit thermischen Sanierungen einhergehen, den Tausch fossiler Heizsysteme oder Fenster zum Ziel haben, aber auch Entsiegelungsmaßnahmen, Dach- oder Fassadenbegrünungen oder die Errichtung von E-Ladestationen.

Das ist das Zuckerbrot. Die Peitsche schwingt automatisch mit, weil so gut wie alle Banken bei der Kreditvergabe die um Geld anklopfenden Betriebe mittlerweile nach ihren Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit befragen. Die Welttourismusorganisation UN Tourism (früher UNWTO) denkt sogar darüber nach, eine standardisierte CO2-Erfassung zu machen.

Wieder mehr Anträge

Die Zahl der Unterstützungsanträge sei jedenfalls wieder im Steigen, nachdem es im Vorjahr im Zuge der Umstellung der Förderrichtlinien kurzzeitig zu einem Rückgang gekommen sei, sagte Matthias Matzer, Geschäftsführer der ÖHT. Rechne man die Zahlen des ersten Quartals 2024 auf das Gesamtjahr hoch, dann komme man wieder auf dem Niveau von 2022 zu liegen, was eine Verbesserung zu 2023 sei.

Deutlich gestiegen sei auch die Zahl der Anträge auf Haftungsübernahmen – ein Zeichen, dass die Banken misstrauischer geworden sind, wie Matzer ausführte. Geschrumpft sei hingegen der Zeitraum von der Antragstellung bei der ÖHT bis zur Bewilligung durch die Gremien: von durchschnittlich 200 auf mittlerweile 135 Tage. (Günther Strobl, 10.4.2024)