Die insolvente Galeria Kaufhof bekommt – mal wieder – neue Eigentümer. Mit den beiden Investoren Richard Baker und Bernd Beetz gehen zwei Manager an Bord, die schon ihre Erfahrungen mit der deutschen Warenhausgruppe gemacht haben. Sie wollen rund 70 der derzeit noch 92 Galeria-Filialen erhalten, was den Galeria-Masseverwalter Stefan Denkhaus dazu bewogen haben dürfte, ihnen am Mittwoch den Zuschlag zu erteilen. Ein konkurrierendes Angebot soll nur den Erhalt von zehn Filialen weniger vorgesehen haben. Die endgültige Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer fällt aber erst in der Gläubigerversammlung Ende Mai.

Passanten bei regnerischem Wetter vor einer Galeria-Filiale.
Die insolvente Galeria Kaufhof geht dem Vernehmen nach um einen symbolischen Euro an die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz.
IMAGO/Jochen Tack

Dem Vernehmen nach wollen die neuen Eigentümer rund 100 Millionen Euro in die Hand nehmen, um den strauchelnden Geschäftsgang der bereits zum dritten Mal insolventen Kette wieder auf Vordermann zu bekommen. Der 73-jährige Beetz verfügt als Ex-Chef des Kosmetikkonzerns Coty über eine breite Erfahrung in der Handelsbranche und war von 2018 bis 2019 Aufsichtsratsvorsitzender der Kaufhauskette Kaufhof, die 2019 mit Galeria fusioniert wurde. Und der US-Immobilientycoon Baker war ohnedies bereits einmal im Besitz von Kaufhof, nämlich über die in seinem Eigentum stehende kanadische Handelskette Hudson's Bay Company (HBC). Nachdem René Benkos Signa-Gruppe bereits seit 2015 Interesse an Kaufhof gezeigt hatte, ging die Kette 2019 samt einigen Immobilien um eine Milliarde Euro an die inzwischen ebenfalls in die Pleite gerutschte Signa.

Guter Deal

Damit dürfte Baker einen guten Deal abgeschlossen haben. Zwar sind wenig Details über den aktuellen Deal bekannt, aus Verhandlungskreisen ist dem "Manager Magazin" zufolge zu erfahren, dass Baker und Beez den Zuschlag praktisch gratis bekommen, nämlich nur um einen symbolischen Euro. Um zum Zug zu kommen, dürften sie Insolvenzverwalter Denkhaus einen weiteren Anreiz geboten haben: Aus der Abwicklung der restlichen Galeria-Niederlassungen sollen demnach 40 Millionen Euro in die Insolvenzmasse fließen.

Dennoch bleibt fraglich, ob die neuen Eigentümer die verbleibende Galeria-Gruppe wieder auf Spur zu bekommen – schließlich wirkt in Zeiten zunehmender Konkurrenz durch den Onlinehandel das Geschäftsmodell Kaufhaus bereits verstaubt, um nicht zu sagen, aus der Zeit gefallen. Dementsprechend glaubt der deutsche Handelsexperte Jörg Funder nicht, dass die neuen Eigentümer tatsächlich die Mehrzahl der derzeit noch 82 Standorte langfristig weiterbetreiben können.

Nur 20 Filialen

"Ich halte 20 Filialen für eine realistische Zahl", sagt Funder. "Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Zugeständnis an den Insolvenzverwalter, damit man den Zuschlag bekommt und die Häuser für eine gewisse Zeit weiterbetreibt." Nach einer Übergangszeit ist ihm zufolge davon auszugehen, dass die Investoren weitere Filialen dichtmachen und nur die profitablen Standorte weiterbetreiben. Aus seiner Sicht sind wohl vor allem Filialen in kleineren Städten von einer Schließung bedroht.

Das einzige Gegenangebot kam dem "Manager Magazin" zufolge vom früheren Karstadt-Chef Helmut Merkel, hinter dem der öffentlich wenig bekannte Unternehmensberater Felix Finger, Gründer und Managing Partner der Unternehmensberatung Brook Valley mit Sitz in Düsseldorf, stehen soll. Deren Konzept sah allerdings lediglich den Erhalt von 60 Warenhäusern der Gruppe vor – offenbar um zehn zu wenig, wie der Zuschlag an Baker und Beez nun gezeigt hat.

Signa-Aufsichtsräte neu besetzt

Unterdessen haben die Hauptversammlungen der insolventen Signa-Gesellschaften Prime und Development zur Wochenmitte den Sanierungsplänen zugestimmt. Die Treuhandlösungen bleiben damit bestehen, wie die beiden Unternehmen mitteilten. Entschieden wurde bei den Versammlungen auch über die Neuaufstellung der Aufsichtsräte. Allen voran schieden Ex-Bundeskanzler und Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn sowie der Ex-Raiffeisen-Banker Karl Sevelda aus den Gremien aus. Der Aufsichtsrat der Prime reduziert sich damit von acht auf fünf Mitglieder.

Neu in den Aufsichtsrat der Prime wurden Karin Exner-Wöhrer sowie Michael Mitterdorfer gewählt, die ebenso in das Kontrollorgan bei der Development einzogen. Außerdem gesellt sich der Jurist Sebastian Schäfer dazu. Im Aufsichtsrat der Development kommen Claudia Badstöber und Martina Scheibelauer dazu. (Alexander Hahn, 10.4.2024)