Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) kämpft mit Personalschwund. Mehrere Staatsanwältinnen und Staatsanwälte planen, die Behörde zu verlassen, oder haben das schon getan, wie dem STANDARD bestätigt wurde. Die "Kronen Zeitung" berichtete zuerst über den Abgang.

Gregor Adamovic im Gerichtssaal
Gregor Adamovic will vom Platz des Staatsanwalts auf einen Richterposten wechseln.
APA/HELMUT FOHRINGER

Demnach steht Gregor Adamovic vor dem Wechsel auf eine Richterstelle in St. Pölten. Adamovic war Chefankläger in den Prozessen gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz sowie dessen Familienministerin Sophie Karmasin. Und er zeichnete für die Ermittlungen in der ÖVP-Umfragenaffäre verantwortlich.

Auch Jilek und Täubl gehen

Ebenfalls abgesprungen ist Christine Jilek, sie ist nunmehr bei der Europäischen Staatsanwaltschaft. Es ist Jileks zweiter Abschied von der WKStA: Schon 2020 wechselte sie auf einen Richterposten. Die Juristin hatte sich öffentlichkeitswirksam über politische Einflussnahme auf die Anklagebehörde beschwert und sich im Antikorruptionsvolksbegehren engagiert. Später kehrte sie wieder zur WKStA zurück – allerdings, wie sich nun herausstellt, nur auf Zeit.

Christine Jilek
Christine Jilek sagte vor dem Untersuchungsausschuss über politische Einflussnahme auf die WKStA aus.
PHOTONEWS.AT/GEORGES SCHNEIDER

Adamovic und Jilek waren Teil eines inoffiziellen Teams innerhalb der WKStA, das als besonders engagiert und kundig galt. Mit dabei war auch Elisabeth Täubl – aber auch sie hat die WKStA zuletzt verlassen.

Behörde unter Druck

Die Behörde und ihre Leiterin Ilse Vrabl-Sanda setzen die Abgänge gehörig unter Druck. Denn schon vorher waren die Arbeitsbedingungen der WKStA schwierig: Mehrere Großverfahren mit teils dutzenden Beschuldigten und verworrenen Verfahrenssträngen erschwerten die Arbeit des Teams mit ohnehin beschränkten Ressourcen. Dazu kommen politische Angriffe auf die Ermittlerinnen und Ermittler sowie heftige justizinterne Konflikte.

In einer ungewöhnlich deutlich ausgefallenen Stellungnahme reagierte die WKStA am Donnerstag auf den "Krone"-Bericht. Dieser enthalte "Fehlinformationen", weswegen entgegen der üblichen Praxis zu Personalia in der Behörde Auskunft gegeben werde. Das betrifft etwa die Zuständigkeiten der genannten Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, die nicht als Team für das Casag-Verfahren zuständig seien – diesem seien auch mehr Personen zugeteilt als die genannten Staatsanwälte. Die Abgänge von Jilek und Täubl seien lange avisiert gewesen. (red, 11.4.2024)