Dieses Bild wurde mit der KI Midjourney erstellt. Der Prompt lautete: "illustration of a friendly looking robot, presenting newspapers, looking at the camera. --ar 3:2"
Midjourney/Der Standard

Für viel Spott und Hohn hat Anfang des Jahres der Berufsinfomat des Arbeitsmarktservice (AMS) gesorgt. Der auf der Technologie von OpenAI basierende KI-Chatbot soll Jobsuchenden nützliche Ratschläge geben, fiel aber vor allem durch seinen Bias auf: Frauen wurden Berufe im Modehandel oder in der Kindererziehung nahegelegt, Männern eher technische Berufe, homosexuellen Personen wurde zu einem Job in der Kreativbranche geraten.

Beim AMS wurden die nicht gemachten Hausaufgaben nun wiederholt und nachgebessert, wie ich herausgefunden habe: Der Bias wurde deutlich reduziert, die Antworten sind nun viel ausgewogener. Dafür wurde aber auch das ursprüngliche Budget von 300.000 Euro überschritten. Und wie viel der laufende Betrieb seit 1. April kostet, kann man beim AMS noch nicht abschätzen.

Schummeln und Nachsitzen

Nachsitzen müssen aber nicht nur Akteure aus Österreich. So waren die Erwartungen an das erste rein auf KI ausgelegte Gadget, den Humane AI Pin, groß – nicht minder groß ist aber auch die Enttäuschung in der Fachpresse: Die ersten Reviews sind vernichtend. Nachbessern muss hier nicht nur das Unternehmen Humane selbst, auch für OpenAI-Chef Sam Altman und den ehemaligen Apple-Designer Jony Ive wird es nach dieser Enttäuschung schwerer werden, das geplante Milliardeninvestment für ihr KI-Gadget zu bekommen, das "in keiner Weise wie ein Smartphone aussehen soll".

Ebenfalls in Erklärungsnot sind jene KI-Schüler, denen Abschreiben vorgeworfen wird. So hieß es diese Woche, dass OpenAI sein KI-Modell illegal mit Youtube-Videos trainiert haben soll. Ähnliche Vorwürfe treffen das Start-up Suno, das mit der Version 3 seines Modells in den vergangenen Wochen für viel Aufmerksamkeit sorgte: Mit einfachen Prompts lassen sich hier Songs mit bis zu zwei Minuten Länge erstellen, die recht überzeugend klingen, wie etwa diese Ballade über das Impressum des STANDARD. Allerdings wird auch dem Suno-Team vorgeworfen, das Modell mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert zu haben.

Was macht die Wirtschaft?

Die betroffenen Künstlerinnen und Künstler haben das Problem längst erkannt. Und so unterschrieben Anfang April über 200 Prominente – darunter Pearl Jam, Billie Eilish und Elvis Costello – einen offenen Brief, in dem sie gegen die "Abwertung von Musik durch KI" protestierten. Gefordert wird unter anderem, das unerlaubte Trainieren von KIs mit menschlichen Stimmen zu unterlassen. Ähnliche Sorgen waren Anfang des Monats auch von Synchronsprechern geäußert worden.

In Bezug auf Bürojobs reihten sich zuletzt hingegen Geschäftszahlen und Studien aneinander, die kein klares Bild erkennen lassen. So nutzen derzeit 600.000 User die Firmenversion von ChatGPT, im Jänner waren es erst 150.000. In heimischen Unternehmen ist das Wissen über KI laut einer Umfrage in Oberösterreich hingegen "noch ausbaufähig".

Laut anderen Umfragen glauben 41 Prozent der Führungskräfte, dass sie in Zukunft weniger Personal beschäftigen werden, und 77 Prozent der Deutschen befürchten einen Wegfall von Arbeitsplätzen durch KI, wirkliche Auswirkungen auf den Jobmarkt werden aber erst in fünf bis zehn Jahren erwartet. Grund genug für meinen Kollegen Benjamin Brandtner, die humanoiden Roboter des Start-ups Figure genauer unter die Lupe zu nehmen und die Frage zu stellen: Ist das die Fachkraft von morgen, die jetzt schon gesucht wird?

Nacktbilder und Craft Beer

Unsicherheit und schlechte Benotungen hindern die Konzerne allerdings nicht daran, neue Tools und Modelle auf den Markt zu werfen. So bietet Google neue KI-Funktionen in der Gratisversion des Fotoeditors und integriert einen mit KI gespickten Videoeditor in sein Workspace-Angebot. Meta hingegen könnte im kommenden Monat die nächste Version seines Sprachmodells, Llama 3, präsentieren.

Für Aufsehen sorgte zuletzt aber auch ein Kunstprojekt, das auf die Problematik der Porno-Deepfakes aufmerksam macht: eine Kamera, welche die fotografierten Personen angeblich nackt zeigen kann. Demonstriert werden soll damit vor allem, dass die KI-Nacktbilder meist nichts mit der Realität zu tun haben. Was hingegen sehr wohl real ist: Bier. Und wenn Sie möchten, können Sie meinem Selbstversuch folgen und mithilfe von KI Ihr eigenes Bier brauen. Trinken müssen Sie es dann aber selbst. Das kann Ihnen keine Maschine abnehmen. (Stefan Mey, 13.4.2024)