Wenige Minuten hat es gedauert, und die beiden Konzerte der Rocklegenden AC/DC im Wiener Ernst-Happel-Stadion im Juni waren ausverkauft. Mit 157 Euro für einen Stehplatz ist die Show ohnehin kein Geschenk, aber dennoch günstig verglichen mit den Preisen, die am Sekundärmarkt verlangt werden. Innerhalb kürzester Zeit gab es beispielsweise auf Willhaben "Angebote" für 400 Euro oder mehr pro Ticket.

Konfrontiert man diese Verkäuferinnen und Verkäufer mit dem Wucherpreis, habe die Tickets freilich niemand mit der Absicht gekauft, Geld damit zu verdienen. Manchmal kommen halt bei ganz vielen Menschen ganz viele Sachen dazwischen. Gleichzeitig. Das verärgert Künstler, Veranstalter und vor allem Fans, gehört aber mittlerweile zum Ticketalltag dazu. Ebenso wie der Verkauf von gefälschten Eintrittskarten.

Innerhalb kürzester Zeit waren die Konzerttickets für AC/DC in Wien vergriffen. Praktisch zeitgleich wurden sie zu horrenden Preisen auf Plattformen wie Willhaben gestellt.
AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Blockchain gegen Fake-Tickets

Ein Wiener Unternehmen versucht nun, etwas dagegen zu unternehmen. Das Start-up Tickethead hat eine Plattform entwickelt, über die Kundinnen und Kunden Tickets kaufen, aber auch weiterverkaufen können. "Jedes digitale Ticket ist auf der Blockchain hinterlegt und somit fälschungssicher", sagt Mitgründer Raphael Tsitsovits im Gespräch mit dem STANDARD. Zur Erinnerung: Blockchain ist die Technologie hinter Bitcoin, die sich praktisch nicht manipulieren lässt.

"Karten werden bei uns gekauft, und auch der Weiterverkauf ist nur über unsere Plattform möglich, dadurch behält der Veranstalter die Kontrolle. Er kann festlegen, zu welchem Preis oder ob Karten überhaupt weitergegeben werden können. Wucherpreise gibt es so jedenfalls keine."

Tickethead ist also eine klassische Verkaufsplattform, die mit der Blockchain-Komponente einen Zusatznutzen bieten will, den es bei anderen Anbietern so nicht gibt. Das Problem der Wucherpreise kennt man nämlich auch beim Marktführer CTS-Eventim (Oeticket), wo aus diesem Grund fansale.at ins Leben gerufen wurde, auch dort können Tickets zum Originalpreis weiterverkauft werden.

Großer Markt

Tickethead ist aktuell in Österreich und Deutschland aktiv, wo Live Nation und Oeticket den Markt dominieren. Kooperationen mit einem der beiden Platzhirsche strebe man aber aktuell nicht an. "Der Ticketing-Markt ist groß. Es gibt viele Bereiche, wo die beiden nicht alles dominieren, etwa bei Messen", sagt Tsitsovits. Zudem würden Zahlungsflüsse in Echtzeit passieren, was Veranstalter besser planen lässt, und über eine App könnten Kundinnen und Kunden direkt von Zusatzangeboten und Goodies profitieren. Geld verdient das Unternehmen, indem auf den Ticketpreis eine Gebühr aufgeschlagen wird.

Raphael Tsitsovits (links) und Christoph Divis haben vergangenen Sommer Tickethead gegründet und wollen den Kartenverkauf für Veranstalter und Besucher verbessern.
The Guardians

Zwar wurde Tickethead erst vergangenen Sommer gegründet, doch die internationale Expansion läuft bereits an. Laut Tsitsovits steht der Sprung nach Dubai und auf den Balkan kurz bevor. "Die Menschen dort sind offen für Technologie, und es gibt keine Ticket-Monopole wie in Mitteleuropa, die den Start erschweren."

Verkürzung über die Hälfte

Allzu schnell wird die Geldmacherei beim Weiterverkauf von Karten aber wohl trotzdem nicht aufhören. Was sagt eigentlich das Gesetz dazu? An sich sehen sowohl das Zivil- als auch das Strafrecht Schranken für solche überzogenen Aufschläge vor. Auf der Website des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) werden etwa Wucher und Verkürzung über die Hälfte (§ 934 ABGB) genannt.

Eine Verkürzung über die Hälfte liegt etwa dann vor, wenn man mehr als doppelt so viel für etwas zahlen soll, als es eigentlich wert ist. Aber: "Ein Streit vor Gericht wegen eines überteuerten Tickets wäre sogar in der Theorie kompliziert. So weit lässt man es besser nicht kommen, denn man verliert mit ziemlicher Sicherheit", sagt Marie Winter zum STANDARD. Sie ist Anwältin bei EY Law und Expertin für Vertragsrecht. "Wer den wahren Wert einer Sache kennt und sie trotzdem kauft, hat salopp gesagt Pech gehabt." In der Regel würden Konzertgeher wissen, was die Karte eigentlich kostet, und Verkürzung über die Hälfte sei dadurch ausgeschlossen. (Andreas Danzer, 12.4.2024)