Die Frau muss sich wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit und Völkermord verantworten (Symbolbild).
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Paris – Weil sie eine minderjährige Jesidin versklavt und misshandelt haben soll, muss sich die Ex-Frau eines hochrangigen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Frankreich vor Gericht verantworten. Die Syrien-Rückkehrerin Sonia M. werde wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit und Völkermord angeklagt, hieß es am Samstag aus Justizkreisen.

Die heute 25-jährige Jesidin war 16 Jahre alt, als sie im Irak entführt und versklavt wurde. Laut einem am Samstag veröffentlichten Artikel der Tageszeitung "Le Parisien" hatte sie im Februar bei einer Anhörung im irakischen Erbil von täglichen Misshandlungen im Haushalt von Sonia M. und deren Ex-Mann Abdelnasser Benjucef, dem Chef der IS-Auslandsoperationen, berichtet.

Zuvor als Komplizin angeklagt

Demnach wurde die damals minderjährige Frau im Frühjahr 2015 über einen Monat lang gefangen gehalten und durfte ohne die Erlaubnis von Sonia M. weder trinken, noch essen oder duschen. Weiter wirft die Jesidin Sonia M. vor, sie zweimal vergewaltigt zu haben und davon gewusst zu haben, dass deren Mann sie vergewaltigte.

Bei einem Verhör hatte Sonia M. im März jegliche Misshandlung bestritten und lediglich "eine einzige Vergewaltigung" durch ihren Ex-Mann eingeräumt. Laut ihrer Aussage, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, verließ die junge Frau "frei ihr Zimmer, aß, was sie wollte, ging auf die Toilette, wenn sie musste". Sie habe auch keine Pistole getragen, wie von der Jesidin beschrieben, sagte Sonia M. demnach.

Laut einer Quelle in der Justiz wurde Sonia M., nachdem sie im September 2022 zunächst als Komplizin angeklagt wurde, schließlich gemäß der Anträge der französischen Staatsanwaltschaft für Terrorismusbekämpfung (Pnat) als Täterin angeklagt. (APA, 28.4.2024)