Das Bild zeigt einen Eloop-Wagen beim
Die Finanzierung der Eloop-Flotte litt unter anderem unter den höheren Zinsen.
ELOOP

Eloop beendet das Geschäft mit Carsharing von E-Autos. Die Carsharing-Flotte wird aufgelöst, wie das Unternehmen nach Hinweis durch einen Leser auf Anfrage des STANDARD bestätigt. Drastisch gestiegene Zinsen und hohe operative Kosten treiben das Unternehmen in die Insolvenz, durch eine Sanierung möchte man möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Künftig will man sich auf das zweite Standbein fokussieren: die Tätigkeit als Dienstleister für Tokenisierung.

Knapp 200 Teslas

Begonnen hatte Eloop im Jahr 2019 mit 20 Fahrzeugen, im Lauf der Jahre wurde die Flotte auf 200 Teslas ausgebaut. "Schweren Herzens, doch mit einem klaren Plan für die Sanierung vor Augen, gehen wir mit Eloop in die Insolvenz", sagt nun Leroy Hofer, CEO und Mitgründer von Eloop. Man glaube nach wie vor, dass Carsharing die Zukunft der urbanen Mobilität sei, unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen könne man den Betrieb jedoch nicht fortführen.

Um (E-)Carsharing profitabel betreiben zu können, seien ein möglichst dichtes Netz an Autos und ein möglichst großer Fuhrpark nötig. In den vergangenen Jahren hat Eloop jedoch nicht nur unter den hohen operativen Kosten, sondern auch unter den höheren Zinsen für die Flottenfinanzierung gelitten. Zudem stellte die Marktsituation für viele Investoren eine Herausforderung dar, wodurch Investitionen im Bereich Shared Mobility an Attraktivität verloren haben. Das minderte die Wachstumschancen des jungen Unternehmens. Erst im September vergangenen Jahres hatte das Start-up ein Investment aus der Schweiz an Land gezogen.

Totalschaden

Als weiteren Grund für die Insolvenz nennt Hofer aber auch, dass Eloop zuletzt vermehrt mit schweren Fahrzeugschäden bis hin zu Totalschäden zu kämpfen hatte. Während der Großteil der Nutzerinnen und Nutzer den Service gewissenhaft genutzt haben, seien einige wenige User sorglos, beziehungsweise gar "fahrlässig" mit den Fahrzeugen umgegangen.

"Diese Fälle haben sich für uns als extrem kostenintensiv erwiesen“, sagt Hofer. So haben registrierte User ihre Accounts an Unter-23-Jährige weitergegeben, die daraufhin erhebliche Schäden an den Autos verursachten. Im Regelfall trägt die Versicherung solche Kosten nicht, Eloop musste sie daher selbst übernehmen.

Fokus auf Tokenisierung

Im Lauf der vergangenen Jahre hatte Eloop einen Teil der Flotte "tokenisiert": somit war es möglich, sich finanziell an einem den Umsätzen zu beteiligen. Auf diesem zweiten Standbein, der Tokenisierungs-Plattform, soll nun der Fokus liegen. "Seit geraumer Zeit entwickeln wir uns weg von einem reinen E-Carsharing-Anbieter und bieten die Tokenisierung physischer Assets als Dienstleistung an", so Hofer: "Egal, ob es um E-Scooter, Solarpaneele oder WiFi-Router geht – solange es sich bei den betreffenden Assets um Umsatz-generierende Maschinen handelt, können wir sie als digitale Vermögenswerte darstellen. Unternehmen erhalten so die Möglichkeit, direkt mit ihrer Community zu interagieren und Projekte über diese zu finanzieren."

Die Tokenisierungs-Plattform befinde sich derzeit in einer fortgeschrittenen Phase, die ersten Demo-Versionen seien bereits vorgestellt worden, zahlreiche Projekte seien in der Pipeline, heißt es aus dem Unternehmen. Ob die Plattform tatsächlich gelauncht werden könne, hänge davon ab, ob der angestrebten Sanierung stattgegeben wird. "Die Nachfrage im Bereich der Tokenisierung ist hoch und wächst rasant", gibt sich Hofer zuversichtlich: gemeinsam mit den Investorinnen und Investoren sei man überzeugt, "hier etwas Neues, Spannendes und nie Dagewesenes zu schaffen". (stm, 28.4.2024)