Krieau
Der Trabrennsport in Wien ging durch Höhen und Tiefen und feiert auf bescheidenem Niveau den 150. Geburtstag des Trabrennvereins.
Heribert Corn

Wien – Der Wiener Trabrennverein feiert heuer sein 150-jähriges Bestehen. Er wurde am 10. April 1874 in einem Hotel an der Praterstraße gegründet. Erster Präsident war Graf Kálmán Hunyady. Vereinszweck war es, die Trabfahren, die längst in der Prater-Hauptallee stattfanden, besser zu organisieren. Mit der Errichtung einer eigenen Rennbahn in der Krieau 1878 wurde dazu ein wichtiger Schritt gesetzt. Die Rennen wurden damals allerdings nicht Pferd gegen Pferd gelaufen, sondern jedes Pferd trabte allein gegen die Zeit.

Von Zeitvorgaben stellte man jedoch sehr bald auf Distanzvorgaben um, womit die Sache deutlich spannender wurde. Der Totalisator, ein mechanisches Gerät zur Bestimmung der Gewinnhöhen bei Wetten auf die Rennen, ursprünglich von Privaten betrieben, wurde vom Trabrennverein übernommen. Das erhöhte dessen Einkünfte wesentlich, was wiederum zu höheren Rennpreisen führte.

1909 wurden bereits 40 Veranstaltungen durchgeführt, kurz darauf begann man mit dem Bau der neuen Tribünen in der Krieau. Der Ausbruch des Weltkriegs brachte zunächst eine Unterbrechung, aber bereits 1915 wurden zu Kaisers Geburtstag am 18. August wieder Rennen veranstaltet – und fanden großen Zulauf.

Ein Champion namens Heinrich

Trotz der Wirtschaftskrise in der Zwischenkriegszeit wurde eine Rennbahnbeleuchtung installiert, der untere Teil der Tribüne verglast und sogar beheizt. Sportlich war damals der Champion-Traber Heinrich, Europarekordler und auch auf der legendären Bahn in Paris-Vincennes ein siegreiches Ross, eine prägende Erscheinung. Er ließ die Jahrgangsrekorde mehrfach purzeln.

Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, als es keine öffentlichen Rennen mehr gab, wurde auch der Trabrennplatz von Bomben schwer getroffen. Zur Wiedereröffnung im November 1945 kamen aber bereits wieder 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Wirtschaftlich litt der Verein unter dem drastischen Rückgang der Wettumsätze und damit auch der Rennpreise.

Erst in den 1950er-Jahren ging es wieder aufwärts. Neue Wetten kamen dazu und machten den Totalisator wieder attraktiver. Aber auch das Umfeld für das Publikum musste modernisiert werden. Für die Finanzierung erwies sich das Vereinsgestüt samt Rennbahn in Kagran als ideale Quelle. Der Grund konnte um 28 Millionen Schilling (umgerechnet 2,03 Millionen Euro) verkauft werden. Auf ihm entstand die Großwohnsiedlung am Rennbahnweg, einer der größten Gemeindebauten Wiens. Das Ersatzgestüt des Trabrennvereins im Marchfeld mit doppelter Fläche schlug mit nur sieben Millionen Schilling (509.000 Euro) zu Buche.

Ein Champion namens Adi

Für den Sport waren aber nicht nur die Pferde entscheidend, sondern auch ihre Fahrer. Herausragend dabei vor allem Adi Übleis, der als Amateurfahrer in Wels begann, dann aber eine glanzvolle Karriere als zweifacher Europameister und schließlich 1971 Weltmeister hinlegte. In den 150 Jahren WTV-Geschichte, die am Samstag (ab 12.15 Uhr) unter anderem mit dem Preis der Stadt Wien begangen wird, war das sportlich zweifellos ein besonderes Ereignis. (Nikolaus Dolenz, 4.5.2024)