Foto: Screenshot
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Es ist 9.20 Uhr, und die Uber-App lädt. Wenige Sekunden später werden wir nach Mailadresse, Passwort und Kreditkartennummer gefragt. Dann erscheinen auch schon der Wiener Stadtplan und darauf unser Standort auf dem Display. Mit einem weiteren Tipper auf das Smartphone ist ein Uber-Wagen zu unserer Adresse geordert. In nur drei Minuten soll er da sein. Wir rennen los.

Am Bahnhof Wien-Mitte vor dem Hotel Hilton biegt ein schwarzer Wagen der Mercedes E-Klasse um die Ecke. Kein gelbes Taxi-Schild am Dach, keine bunten Aufkleber an den Wagentüren – nichts weist darauf hin, dass es sich um einen Wagen der Uber-Flotte handelt. Das Unternehmen aus San Francisco wirbelt seit einiger Zeit in europäischen Großstädten den Taximarkt durcheinander - lautstarke Proteste der Taxler inklusive. Auch in Wien wird der Fahrservice von Uber mittlerweile angeboten. Der große Aufruhr ist bisher ausgeblieben. Das könnte auch am Preis liegen: Uber-Fahrten sind derzeit im Durchschnitt noch teurer als ein reguläres Wiener Taxi. Uber verlangt eine Grundgebühr von vier Euro plus 40 Cent pro Minute und 1,50 Euro pro Kilometer. Die Mindestkosten für eine Fahrt liegen bei neun Euro.

Auch die Wiener Taxis verrechnen eine Grundtaxe. Je nach Wochentag beträgt sie entweder 3,80 oder 4,30 Euro. Der Preis für die gefahrenen Kilometer ist je nach Länge der Fahrt unterschiedlich und beginnt mit 20 Cent für begonnene 1,42 Kilometer. Grob gesagt gilt, je länger die Fahrt, desto billiger wird der einzelne Kilometer. Als Zeittaxe werden 20 Cent pro begonnenen 25,9 Sekunden verrechnet.

Navi und Erfrischungen

Einmal auf den Ledersitzen des geräumigen Oberklassewagens Platz genommen, fragt unser Fahrer, wo wir hinmöchten. Wir geben das Medienzentrum St. Marx im dritten Wiener Gemeindebezirk an. Der Chauffeur, dunkelgraues Hemd, blaue Krawatte und schwarze Anzughose, tippt die angegebene Adresse in sein iPhone an der Fahrerseite. Ohne Navigationssystem geht hier wenig. Aber wir sind auf dem Weg.

"Normalerweise öffnen wir unseren Gästen auch die Tür und haben immer Wasser bereit, das wir zur Erfrischung anbieten können", erzählt der Fahrer. Aber diesmal sei das einfach zu schnell gegangen. Er sei nämlich grade in der Gegend gewesen, deshalb war er so rasch an unserem Einstiegsort.

Oberklassewagen

Uber will nicht nur Transport von A nach B anbieten. Die Fahrt soll auch als Erlebnis verkauft werden. Das Erscheinungsbild von Fahrer und Wagen ist dem Unternehmen wichtig, erzählt der gebürtige Ägypter. Wer bei Uber ordert, sitzt bei neun von zehn Fahrten in einem Oberklassewagen von Mercedes. Hin und wieder sei ein BMW auch in Ordnung, sagt der Chauffeur, während wir an den Cafés und Geschäften der Landstraßer Hauptstraße vorübergleiten. Im Wagen ist es angenehm kühl – die Klimaanlage ist im Einsatz.

Der Fahrer ist nicht immer im Uber-Einsatz: "Normalerweise fahre ich zum Beispiel reiche arabische Touristen nach Salzburg. Da bin ich dann auch Reiseleiter. Ich spreche ja auch die Sprache." Er ist bei einer Firma angestellt, die Mietwagen anbietet und auch ein Reisebüro betreibt. Uber ist nur ein Nebengeschäft, das sein Chef angeleiert hat. Uber selbst hat keine eigenen Wagen, sondern kooperiert mit bestehenden Unternehmen oder Privatpersonen.

Touristen und andere Fahrgäste

Und wer fährt jetzt in den Uber-Wagen mit? "Von den Wienern kommen die meisten aus dem 13. oder 14. Bezirk." Allerdings seien rund 80 Prozent der Fahrgäste aus dem Ausland, erzählt der Chauffeur. Besonders Touristen aus den USA würden das Service nutzen. Die App funktioniert überall, wo Uber präsent ist, nach dem gleichen Prinzip. Wer einmal gute Erfahrungen mit dem Dienst gemacht hat, kann nun bequem auch im Ausland darauf zugreifen.

Im Unterschied zu Taxifahrern müssen die Uber-Chauffeure keine Prüfung über das Wiener Straßennetz ablegen. Wenn das Fahrziel noch von keinem Navigationssystem erfasst wurde, kann auch der Chauffeur trotz Klimaanlage ins Schwitzen kommen: Eine kleine Ortsunsicherheit kurz vor Ankunft an unserem Fahrziel überspielt unser Fahrer routiniert. Er zeigt auf ein Taxi mit geringer Geschwindigkeit vor uns und sagt: "Auch das Taxi muss suchen." Aber dann sind wir auch schon da.

Auf dem iPhone im Wagen erscheint die Ziffer 19 – unser Fahrpreis. Darunter sind fünf blasse Sterne zu sehen. Auch jeder Fahrer bewertet seine Kunden – zu ihrer eigenen Sicherheit. "Ich gebe immer fünf Sterne", sagt er. Dann öffnet er uns die Tür.

Für den Rückweg bestellen wir ein reguläres Wiener Taxi. Die Fahrt zurück zum Bahnhof Wien-Mitte kostet 15 Euro. (Michaela Kampl, derStandard.at, 4.7.2014)