Neuerdings bedeuten mit dem Zoe Fahrtstrecken von, sagen wir, 250 Kilometern aufwärts kein unkalkulierbares Wagnis mehr.

Foto: Renault

Beim Nachladen bleibt's bei der Devise: Angsteckt is'! Und da ist Geduld gefragt.

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Innen schaut mehr Reichweite nicht so anders aus.

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Grafik: der Standard

Lissabon – Kleine Spritztour von Porto nach Portimão, auf eine schnelle Bica, einen portugiesischen Espresso. Distanz laut Navi um die 600 Kilometer. Sollte mit einem beschaulichen Zwischenstopp – kurz vor Mafra etwa oder in Belem – machbar sein. Dort ein, zwei Stunden lang Saft tanken und dann weiter runter gen Algarve. Solange der Vorrat reicht.

400 Kilometer

Der reicht neuerdings rein rechnerisch bis zu 400 km, sofern man nämlich den Zoe Z.E. 40 ordert. Was davon real übrig bleibt, konnten wir soeben bei elektromobilidealtypischen Umgebungstemperaturen in Portugal antesten, wenn auch nicht auf der beschriebenen Strecke. So viel Zeit war dann doch nicht. Sondern von Caldas da Rainha runter nach Sintra, vorweihnachtlicher Christian-Jörg-Gedächtniskaffee, und dann weiter zum Flughafen Lissabon. Rund 150 Kilometer gefahren, bei 65 Kilometer Restreichweite retourniert – nach Adam Riese reale 215 km, die von den 400 übrig bleiben.

Davon allerdings über 100 km Autobahnfahrt bei Tempo 130 km/h, und wenn man weiß, wie energievernichtend das ist, kann man sich ausrechnen, dass sich im gängigen Verkehrsalltag bei moderaten Temperaturen um die 300 km schaffen lassen werden.

Ein Meilenstein in der E-Mobilität, und wir reden nicht von elitären Tesla-Limos, sondern einem leistbaren Renault. Demokratisierung heißt das Stichwort, nämlich: Verfügbarmachung der aus heutiger Sicht zukunftsträchtigen Antriebsform für die Massen.

Doppelter Aktionsradius

Gegenüber dem seit Ende 2012 erhältlichen Zoe, der mit 22-kWh-Batterie (bleibt weiterhin im Angebot) auf eine Normreichweite von 210 km gekommen war, bedeuten die neuerdingsigen 400 eine glatte Verdoppelung des Aktionsradius. Ja, verehrte Dam- und Herrschaften, damit dringt die Elektromobilität nun wirklich und wahrhaftig in alltagstaugliche Regionen vor, und das innerhalb nur weniger Jahre, wenn das keine Ansage ist.

Möglich wird das durch rapide Fortschritte in der Batterientechnologie. Der neue 41-kW-Lithium-Ionen-Speicher lässt sich auf gleichem Bauraum unterbringen und führt auch nicht zur Preisexplosion. Zugeliefert wird er übrigens vom Koreaner, vom Spezialisten LG Chem. Außerdem hat Renault im Techno Centre Paris einen neuen Elektromotor (R90) entwickelt, kurzfristig leistet der 92 PS, im Dauerlauf 59. Der andere E-Motor (Q90) mit gleicher Leistung wird von Conti zugekauft. Ersterer ist auf Reichweite, Letzterer auf kurze Schnellladedauer (65 Minuten) optimiert. Ladedauer bei Haushaltsstrom aber in jedem Fall: na ja ...

Licht und Schatten

Sonst noch aufgefallen im Fahrbetrieb: Der Zoe federt komfortabel. In Kurven wartet man auf dramatische Wankbewegung, davor bewahrt ihn aber der tiefe Schwerpunkt. Und weil man sich nun mit dem Zoe auch aufs Land raustrauen kann und wir auch nächtens unterwegs waren, fiel da eine gewisse Lichtproblematik auf: Der Zoe hat eine miserable Lichtausbeute. LED-Licht gibt's nicht mal gegen Aufpreis. Würde aber Sinn machen, auch energetisch.

Neu mit der 41-kW-Batterie ist der Umstand, dass man den Zoe nun auch alser Ganzer kaufen kann. Zwar rechnet Renault weiterhin mit einem Großteil an Kunden, die auf das Modell Batteriemiete setzen. Man nähert sich aber auch dem Modell an, auf das BMW und VW setzen. Alles in einem. Alles auf einmal. (Andreas Stockinger, 13.12.2016)

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