Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Manchmal ist sie selbst krank oder verletzt, wie in diesem Fall.

Abschluss der Ayurvedabehandlung: Zehn Minuten in dieser Mini-Sauna sitzen und spüren, wie das Öl in die Haut einzieht.

Foto: Karin Pollack

Es ist einer dieser ganz besonders atemlosen Tage, an denen am Abend klar ist, was man alles nicht geschafft hat. Die Listen werden immer länger, der Feierabend ist viel zu schnell da. Und zack: Da ist er, dieser elende schädliche Stress, der die Aufmerksamkeitsspannen kürzer und den Schlaf unruhiger macht. Und ja, ich weiß, der Körper ist für stressige Situationen bestens gerüstet, aber Dauerstress tut ihm nicht gut. Hunderprozentig nicht.

Eigenverantwortlich um meine Gesundheit bemüht, schaffe ich mir Entspannungsinseln: regelmäßig Sport zum Beispiel, ein bisschen Meditation (das ist aber sehr schwer, entweder ich breche ab. oder ich schlafe ein) und hier und da aber auch Angenehmes – wie Massagen zum Beispiel. Denn: Wer Stress hat, ist auch muskulär verspannt.

Einmal indisch

Und warum nicht einmal Ayurveda ausprobieren? Am Wiener Ring hat ein neues Zentrum eröffnet. Das ist nur einen Steinwurf von der Redaktion entfernt, und im Starter-Package ist ein ausführliches Beratungsgespräch enthalten.

Romana Muth, die Betreiberin des neuen Ayurveda-Hotspots, hat fast 20 Jahre Erfahrung mit gestressten Menschen und deren daraus resultierendem Zustand. Auf den ersten Blick hat sie vor allem einmal viel Ruhe anzubieten. Mit einer Tasse Tee beginnt eine ausführliche Befragung, in der Romana Muth viele Aspekte des Alltags abgrast. Familiäre Verhältnisse, Essensgewohnheiten, Allgemeinzustand. Wer Übergewicht hat, kann sich hier zum Beispiel auch beim Abnehmen begleiten lassen.

Für all jene, die nur zur Ruhe kommen wollen, gibt es die berühmten Ölmassagen. Und sie sind tatsächlich anders als alles, was man sonst so massagemäßig gewohnt ist. Schon der Massagetisch ist anders: eine mit Plastik bezogene, sehr flache Wanne, auf der ich mich ausstrecke. Dann rinnt viel warmes Öl an den Nervenbahnen entlang, und Muths Hände massieren es mit kreisenden Bewegungen ein. Das glitscht und macht lustige Geräusche – aber irgendwann gibt der Geist auf und die sensorische Ebene übernimmt.

Ab in die Wärme

Das Zeitgefühl geht verloren, und Abermillionen Nervenenden in der Haut sind scheinbar so beschäftigt, dass der Kopf abschalten kann. Das einzige Problem: die fehlende Wärme, denn Wärme war im Gegensatz zu Indien in unseren Breiten vor allem auch in diesem Frühjahr recht rar.

Eingeölt wie eine Sardine, bittet einen Romana Muth schließlich in einer Kiste Platz zu nehmen. Einer Art Minisauna, aus der nur mehr der Kopf rausschaut. "Durch die Wärme findet die Entgiftung statt", sag Muth und verlässt für zehn Minuten das Zimmer. Mit Blick auf den Stubenring setzt das große Schwitzen ein.

Jetzt weiß ich natürlich, dass strenge Mediziner bei dem Wort "Entgiftung" reflexmäßig aufheulen, aber würde man Stress als Gift bezeichnen, hätten sie unrecht. Öl, Massage und Wärme killen zumindest bei mir Abgehetztheit, ich vergesse tatsächlich, was am Tage so mühsam war. Innerlich vollkommen ruhig und mit dem Vorsatz, mehr Warmes zu essen als bisher, verlasse ich die Ayurveda-Praxis. Abgesehen von der inneren Ruhe fühlt sich auch die Haut fantastisch an. (Karin Pollack, 28.5.2017)