Es gibt gegen Piraterie kein Universalrezept, aber breite Verfügbarkeit von Inhalten hilft definitiv, schlussfolgert ein Autor der Untersuchung.

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Geht es nach den Rechteinhabern, so führt die Verbreitung von Musikinhalten über Netzwerke wie Bittorrent dazu, dass den Künstlern Einnahmen entgehen. Denn, so die Logik, wer ein Album gratis runter lädt, hätte es sich sonst gekauft.

So einfach ist die Angelegenheit allerdings nicht, wie in der Vergangenheit immer wieder von Untersuchungen dargelegt wurde. Eine neue Forschungsarbeit, die im Information Economics and Policy Journal publiziert wurde (PDF), bringt nun neue Erkenntnisse in die Debatte ein.

Mehr Verkäufe für angehende Stars

Die Forscher haben die Daten eines nicht benannten, privaten Torrent-Trackers mit 250.000 Alben den US-Verkaufszahlen tausender Alben gegenübergestellt. Sie sind zu interessanten Erkenntnissen gekommen, schreibt Torrentfreak.

Musikpiraterie kann entgegen der Annahme der Rechtehalter auch zu mehr Verkäufen führen – sowohl jenen von physischen Kopien, als auch von Downloads. Das gilt insbesondere für "Mid-Tier"-Künstler, also jene die noch vor dem Sprung zu Weltruhm stehen. Superstars dürften allerdings tatsächlich Verkäufe einbüßen.

Die Effekte sind im digitalen Bereich stärker ausgeprägt, als für Retail-Verkäufe. Studienautor Jonathan Lee findet dies nicht überraschend. Es passt zu der Annahme, dass Leute eher zwischen digitaler Piraterie und digitalen Kaufangeboten wechseln würden, als zwischen illegalen Downloads und dem Kauf von CDs.

Keine Universallösung

Aus den Erkenntnissen leitet Lee ab, dass ein rigoroses Vorgehen gegen Filesharing-Netzwerke nicht unbedingt ratsam ist. Derlei Maßnahmen seien teuer und würden aufgrund des insgesamt kleinen Einflusses auf die Verkaufszahlen wenig bringen. Abschaltungen seien auch nicht angebracht, da es keine Universallösung für Piraterie gibt.

Auch eine andere Ableitung macht Lee aus seinen Erkenntnissen. So könnten die Exklusivdeals, die manche Künstler und Labels mit Streamingprovidern eingehen, Musikpiraterie wieder attraktiver machen. Denn solche Abmachungen würden dazu führen, dass Inhalte nicht überall verfügbar sind und Nutzer mehrere Abos abschließen müssten, während Filesharing ein nicht-fragmentiertes "Angebot" ist.

Die für die Untersuchung verwendeten Daten stammen allerdings aus der Zeit vor dem großen Boom der Streaming-Anbieter. Indizien auf Basis neuerer Zahlen zeigen, dass Streaming prinzipiell dazu führen kann, dass die Piraterie abnimmt. Entsprechende Entwicklungen beobachteten etwa sogar die Rechteinhaber in Norwegen bereits vor drei Jahren. (red, 29.01.2018)