Thomas Prantner spricht im "Profil" von "Verhören" und Interviewpartnern "auf der Anklagebank". Gemeint sind damit etwa Armin Wolfs Interviews in der "ZiB 2".

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

In einem Interview in der aktuellen "Profil"-Ausgabe kritisiert Thomas Prantner, der stellvertretende ORF-Direktor für Technik, Online und neue Medien, die Interview-Methoden von ORF-Moderatoren. "Fairness, Korrektheit und Respekt gegenüber einem Interviewpartner" würden "eine harte Interviewführung" nicht ausschließen. Prantner: "Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt. Politiker müssen sich kritische Fragen gefallen lassen, es kommt aber immer auf Ton und Stil der Fragestellung an."

Das alles wirkt zwar mit den vielen Abschwächungen der Kritik wie in Watte gepackt. Gemeint ist aber klar: Was Journalisten wie Armin Wolf da ständig aufführen, geht so nicht weiter. Respektvoller Umgang würde eine harte Interviewführung nicht ausschließen, betont Prantner. Das Problem dabei: Für viele heißt "respektvoller Umgang", nach einer nicht klar beantworteten Frage die nächste zu stellen, anstatt nachzuhaken. Das ist aber weder im Sinne der Konsumenten noch im Sinne des Journalismus.

Warum Nachfragen notwendig ist

Meine Erfahrung mit kritischen Interviews beschränkt sich auf den Sportbereich – ein Metier, in dem kritische Fragen gar nicht gerne gehört werden. In der Praxis zeigt sich das oft so: Konfrontiert man seinen Interviewpartner mit den für ihn heiklen Themen, versucht er in der Regel im ersten Anlauf irgendein unzusammenhängendes Geschwafel als Antwort anzubieten. Daher bedarf es einer Nachfrage. Das lässt den Interviewten zumeist ins Schwitzen kommen. Verfängt sich der Interviewte dann noch in Widersprüchen, auf die es Nachfrage um Nachfrage hagelt, wird dieser zumeist ungehalten. Und reagiert wie etwa Erwin Pröll zuletzt gegenüber Wolf.

Damit ist jeder von Prantner geforderte respektvolle Umgang dahin. Denn der Interviewte fühlt sich durch das Ansprechen des für ihn heiklen Themas in die Enge getrieben und reagiert zumeist mit Krallen. Fragt der Journalist dann nach und nach, und der Interviewte schwimmt und schwimmt, eskaliert die Lage zumeist und lässt das bloße Interview nach einem unzulässigen Verhör wirken. Obwohl es das nicht ist.

Im Grunde ist es kein Verhör, sondern entwickelt sich nur dazu. Schuld daran ist aber zumeist nicht der Journalist. Denn der Interviewte versucht die für die Öffentlichkeit relevante Thematik zu umgehen. Und der Interviewer lässt das aufgrund seines journalistischen Anstandes eben nicht zu. (Gerald Gossmann, 26.4.2017)